Blick von oben auf die Breitachklamm

Mystisch, höllisch, romantisch: Komm mit auf Schluchtenwanderungen

Steile Felswände, rauschende Wasserfälle, abenteuerliche Wildflüsse und eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt – Schluchtenwanderungen bieten Dir ein tolles Naturerlebnis.

Im deutschsprachigen Alpenraum kannst Du viele abwechslungsreiche Schluchtenwanderungen unternehmen. So gilt beispielsweise die Wutachschlucht im Schwarzwald als der größte Canyon Deutschlands. Auf dem Holzsteg in der Seisenbergklamm in Österreich gehst Du direkt über dem rauschenden Bach und die Aareschlucht im Herzen der Schweiz beeindruckt mit ihren 200 Metern Tiefe.

Doch bevor wir Dich mit in diese Schluchten nehmen, schauen wir uns mal an: Wie entsteht eigentlich eine Schlucht – und worin unterscheidet sie sich von einer Klamm oder einem Canyon?

So entsteht das Naturphänomen Schlucht

Das feuchte und kühle Klima in den Schluchten schafft einzigartige Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Gerade für eine Wandertour bedeutet dies eine interessante und oft überraschende Veränderung in der Umgebung. Wenn man bedenkt, dass diese tiefen Einschnitte in der Landschaft durch Wasser entstanden sind, wird einem erst bewusst, wie alt diese Felsen sind. Das lässt einen noch ein stückweit ehrfürchtiger vor den sowieso schon beeindruckenden steil aufragenden Felswänden stehen.

‚Stete Erosion höhlt den Stein‘

Dieses – zugegeben leicht abgewandelte – Sprichwort beschreibt die Geduld von fließenden Gewässern sehr treffend, wenn sie tiefe Kerben in die Landschaft erodieren. Die Tiefenerosion muss die Seitenerosion stark überwiegen, damit eine typische Schlucht entsteht. Denn ihr Charakter zeichnet sich durch steile Wände, schmale und teilweise sogar überhängende Passagen aus. Dabei spielen folgende Faktoren entscheidende Rollen:

  • steiles Gefälle
  • hohe Fließgeschwindigkeit des Wassers
  • hartes Gestein
  • keine Talsohlenbildung

 

Schlucht, Klamm, Klus oder Canyon – nicht die Form allein entscheidet

Die Geomorphologie (Wissenschaft von den Formen der Erdoberfläche und den Kräften und Prozessen, die sie beeinflussen) setzt die Schlucht als Oberbegriff für verschiedene enge Talformen ein. Manche dieser Fachausdrücke finden nur in bestimmten geographischen Regionen Anwendung. Im Bayerischen begegnest Du beispielsweise häufig der Klamm, die besonders enge Schluchten bezeichnet, deren Grund gänzlich von einem Fluss oder Bach überströmt wird.

Die Klus triffst Du hingegen eher in der Schweizer Jura-Region an. Sie steht für Schluchten, die Quertäler oder Durchbruchtäler bilden, welche die großen Längstäler miteinander verbinden und für den Verkehr dankbare Abkürzungen bieten.

Typisch für einen Canyon wiederum sind die waagerecht liegenden Gesteinsschichten. Durch das stärkere Abtragen von weichem Material, wäscht das fließende Gewässer die Wände so aus, dass eine Maserung sichtbar wird. An manchen Stellen sind verschiedene Stufen erkennbar, die Dir einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Erde ermöglichen.

 

Die schönsten Schluchten und Tipps für Schluchtenwanderungen

Wanderweg durch die Höllentalklamm
Schluchtenwanderung durch die Höllentalklamm| © nero235 / Pixabay

Schluchtenwanderungen können auf viele Bedürfnisse angepasst werden. Die Wanderausflüge sind planbar als Mehrtagestouren mit Übernachtung in Hütten, als Tageswanderungen oder als kinderfreundlicher Entdecker-Ausflug. Da in den Schluchten in der Regel tiefere Temperaturen als in der Umgebung herrschen, ist es ratsam, eine winddichte und wasserabweisende Jacke sowie einen warmen Pulli im Gepäck dabei zu haben. Das angenehm kühle Klima macht Schluchtenwanderungen auch zu einem sehr beliebten Wanderziel an heißen Sommertagen.

Wilde Urlandschaft aus Fels, Wald und Wasser: der Schluchtensteig

Der Schluchtensteig im Naturpark Südschwarzwald lädt auf ein mindestens sechstägiges Abenteuer zwischen Mai und Oktober ein, denn der abwechslungsreiche Fernwanderweg misst 119 Kilometer, verteilt auf 6.000 Höhenmeter. Auf der Wandertour sorgen Wurzelwege, Aussichtsplattformen, Felspfade, Wasserfälle und dichte Wälder für Vielfalt. Alle Schluchten sind sicher begehbar von 8.30 – 16.30. Mehr Informationen und die Etappen des Schluchtensteigs findest Du hier.

Natürlich kannst Du die verschiedenen Etappen als Tageswanderungen geniessen und Dir einzelne Höhepunkte herauslesen. Wie der Name verspricht, sind die schönsten Schluchten des Schwarzwaldes Trumpf. Eine davon ist die eindrückliche Wutachschlucht. Sie erstreckt sich über 33 Kilometer und weist Tiefen von 60 bis 170 Metern auf. Hier entdeckst Du eine besonders vielfältige Pflanzen- und Tierwelt.

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Höllentalklamm: Ein schönes Ziel in der Zugspitzregion

Direkt an der süddeutschen Grenze zu Österreich erwartet Dich die Höllentalklamm. Sie bildet den Einstieg zu einer anspruchsvollen Tour auf die Zugspitze. Wenn Du keine lange Tour planst, lohnt sich aber natürlich auch nur der Besuch der besagten Klamm, die bereits unsere Vorfahren vor hundert Jahren so beeindruckte, dass sie die Schlucht mit ihren Wasserfällen, Fels- und Eisbrocken touristisch erschlossen.

Auf 1.000 Metern bietet Dir die bis zu 150 Meter tiefe Höllenklamm ganz viel Abwechslung mit verschlungenen Wegen, Stegen, Brücken und Tunneln. Bei Touren entlang des Hammersbachs sorgt gerade im Hochsommer das Durchwandern der Höllenklamm für angenehme Abkühlung. Die Klamm ist in der Regel durchgehend geöffnet, der Eintritt kostet maximal fünf Euro. Mehr Infos findest Du hier.

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Die mystische, dunkle und tiefe Aareschlucht in der Schweiz

Im Haslital in den Schweizer Alpen liegt die 1.400 Meter lange Aareschlucht. Als einer der größten Flüsse der Schweiz erodierte die Aare über tausende von Jahren eine bis zu 200 Meter tiefe Schneise in das Kalkgestein. Das Besondere am gut erschlossenen Weg sind Tunnel und Galerien, die direkt aus dem Fels gehauen wurden und 400 Meter der Strecke einnehmen. Bis zur Mitte der Schlucht führt ein behindertengerechter Weg.

Die Wanderung durch die Schlucht kann von zwei Seiten beginnen und dauert etwa 40 Minuten. Sie lässt sich wunderbar ausweiten durch das gut erschlossene Netz an Wanderwegen in und um das Haslital. Dir steht die Möglichkeit offen, einen Teil der Strecke mit der Meiringen-Innertkirchen-Bahn entlang der Schlucht zurückzulegen. Die Website mit den Öffnungszeiten findest Du hier.

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Erlebnis Seisenbergklamm im österreichischen Saalachtal

Das Wandergebiet um Salzburg bietet viele spannende Schluchten. Eine davon ist die Seisenbergklamms in Weißbach bei Lofer. Sie verfügt über einen abwechslungsreichen Erlebnisweg, der aus zehn Stationen besteht und Deine Sinne zu wecken vermag. Zu lernen gibt es einiges über den unterschiedlichen Duft von Pflanzen, die Eigenart von Schluchtwäldern, den bewohnern der Bäume und vieles mehr.

Die Klamm öffnet ihre Türen für Besucher von April bis Oktober täglich von 8.30 bis 18.30 Uhr. Der einfache 3,5 Kilometer lange Weg führt über 250 Höhenmeter und eignet sich für Kinder ab drei Jahren. Für Erfrischung sorgt das Gasthaus Hirschbichl direkt beim Eingang. Mehr Informationen und eine Webcam findest Du hier.

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Noch mehr tolle Schluchtenwanderungen

Wanderweg durch Partnachklamm
Partnachklamm | © keialein / Pixabay

Klammen und Schluchten gibt es in der Alpen-Region viele – aber auch darüber hinaus gibt es neben dem Schluchtensteig auch in den deutschen Mittelgebirgen noch zahlreiche weitere, lohnenswerte Schluchten.

Leutaschklamm, Bayern/Österreich

An der süd-östlichsten Spitze Bayerns, in Mittenwald, führt Dich die Leutaschklamm mit ihren 1.640 Metern Länge zum Teil auch durch Österreich. Sie ist die längste erschlossene Klamm in den deutschen Kalkalpen und wurde bereits 1880 erschlossen. Der Wasserfallsteig führt Dich 200 Meter tief in die Klamm, als Highlight wartet ein 23 Meter hoher Wasserfall auf Dich.

Partnachklamm, Bayern

Die leicht begehbare und daher auch gut für Familien geeignete Partnachklamm liegt im Süden Bayern, nahe Garmisch-Partenkirchen. Sie ist 700 Meter lang und ganzjährig geöffnet.

Breitachklamm, Bayern

Die Breitachklamm ist die tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas und erstreckt sich von Oberstdorf bis ins benachbarte Kleinwalsertal. Sie ist im Winter oftmals gesperrt.

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Starzlachklamm, Allgäu

Die Starzlachklamm bei Burgberg/Sonthofen im Allgäu ist ebenfalls im Winter gesperrt (November – April). Im Sommer jedoch lockt sie jedoch mit dem sogenannten „Gumpen“ beim Wasserfall: ein durch die Natur entstandenes Becken, das zum Baden einlädt.

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Bodetal, Harz

Über Jahrtausende hinweg hat sich das Bodetal durch den Harz in Mitteldeutschland gegraben. Insgesamt ist das Tal zehn Kilometer lang, genau genommen ist es jedoch nur die Strecke zwischen Thale und Treseburg, die Bodetal genannt wird.

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Ehrbachklamm, Hunsrück

Im Hunsrück in Rheinland-Pfalz liegt die Ehrbachklamm: Holzstege und -brücken und ein teilweise ins Gestein geschlagener Weg führen Dich entlang eines sanft fließenden Bachs, vorbei an leuchtend grünem Moos, Felsbrocken und steilen Hängen.

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Drachenschlucht, Thüringen

Die sagenumwobene Drachenschlucht ist eine Klamm bei Eisenach im Thüringer Wald. Ein eigens eingerichteter, trittfester Weg führt Dich durch die enge, 200 Meter lange Klamm.

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Autorin: Linda Schenker

 

 

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