Zugspitze: Die Geschichte des höchsten deutschen Gipfels

Die Zugspitze ist mit 2.962 Metern der höchste Berg Deutschlands und ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer.

200 Jahre ist es inzwischen her, dass Deutschlands höchster Berg zum ersten Mal bestiegen wurde: Am 27. August 1820 erreichten Josef Naus und seine Begleiter – der Bergführer Johann Tauschl und ein Messgehilfe – die 2962 Meter hohe Zugspitze im Wettersteingebirge.

Von der Einsamkeit, die sie damals gespürt haben dürften, ist heute nicht mehr viel übrig: Inzwischen wird Deutschlands höchste Erhebung von jährlich mehr als einer halben Million Touristen besucht – und das in Rekordzeit: Acht Minuten und 47 Sekunden, so lange braucht die 2017 eingeweihte neue Seilbahn für die 1945 Höhenmeter vom Eibsee bis zur Bergstation. Wer den Gipfel zu Fuß besteigen will, benötigt deutlich mehr Zeit: eine Variante führt in drei Tagen auf der historischen Route durch das Reintal.

An Deutschlands wohl berühmtesten Gipfelkreuz muss man dann allerdings für das Gipfelselfie Schlange stehen. Immerhin lässt sich dabei eine atemberaubende Aussicht genießen:  Bei guter Sicht blickt man von der Zugspitze rund 250 Kilometer weit auf über 400 Gipfel, darunter den Feldberg im Schwarzwald, den Watzmann in den Berchtesgadener Alpen oder den Großglockner, den höchsten Berg Österreichs. Es gibt wohl keinen anderen deutschen Gipfel, der derart leicht erreichbar ist und ein dermaßen grandioses 360-Grad-Panorama bietet.

Gipfelselfie oder sportliche Ambitionen hatten die Erstbesteiger vor 200 Jahren übrigens nicht im Sinn. Josef Naus war Tiroler Vermessungstechniker in Diensten des bayerischen Königs Maximilian I., seine Mission: Wissenschaftlich feststellen, ob es sich beim höchsten Gipfel des Wettersteingebirges wirklich um den höchsten Gipfel Bayerns handelte.

Aber gehen wir mal noch ein Stück weiter zurück:

Rückblick: Wie war das 1774?

Auf dem berühmten „Atlas Tyrolensis“ von 1774 ist von der Zugspitze noch nichts zu sehen: Neben den wirtschaftlich interessanteren Tälern, Almen und Bergbaugebieten verzeichneten die Tiroler Kartographie-Pioniere Peter Anich und Blasius Hueber nur „auf Blattach“ (eben jenes „Platt“) und den „Blattacher Ferner“ (den heute bis auf zwei geringe Firnreste abgeschmolzenen Schneeferner), die „Höhlethal Schrofen“ (den wilden Felskamm der Höllentalspitzen) und zwei Gipfel mit der Bezeichnung „Wetterstein“, über denen die Menschen seit jeher meteorologische Veränderungen ablasen.

„Erschröckliche“ Geschichten über Berggeister

Etwa zur gleichen Zeit, zwischen 1750 und 1780, fertigte auch ein einheimischer Förster eine Karte des Zugspitzgebiets an, und zwar mit genauen Wegbeschreibungen. Beispielsweise für den Weg von Garmisch-Partenkirchen durch das Reintal „ybers blath uf Zugspitz“ veranschlagte er „8 1/2 Stundt“. Obwohl seit Jahrhunderten „erschröckliche“ Geschichten über Berggeister kursierten, waren offenbar schon sehr früh Menschen in der Gipfelregion unterwegs – zur Jagd oder auf der Suche nach verirrten Schafen, ziemlich sicher auch mit rußgeschwärztem Gesicht zum Wildern oder mit Schmuggelgut auf dem Buckel.

Erste Ersteigung der Zugspitze

Die erste verbürgte Ersteigung der Zugspitze gelang dann Joseph Naus, einem Leutnant der bayerischen Armee, am 27. August 1820 mit dem Partenkirchner Führer Johann Georg Tauschl. Beim Abstieg überraschte die Gruppe ein Unwetter, aber auch die Spalten des damals noch ausgedehnten Schneeferners sorgten für Angst und Schrecken. Es folgten weitere Ersteigungen auf allen erdenklichen Routen, der Bau eigener Bergsteiger-Unterkünfte wie der Knorrhütte (1855) oder der Höllentalangerhütte (1893) sowie die Anlage von Gipfelwegen, die stellenweise aus dem Fels gesprengt bzw. mit Stahlseilen und Metallstiften gesichert wurden.

Das erste Kreuz

1851 entstand das erste Kreuz auf dem Westgipfel. Es hielt Blitzen und Schneestürmen stand, nicht aber dem Willen der Alpenvereinssektion München, auf dem höchsten Punkt des damaligen Deutschen Reiches ein Schutzhaus zu errichten. 1897 war der Urbau des Münchner Hauses fertig; im folgenden Jahr fanden hier bereits 1800 Besucher ein Dach überm Kopf. Allerdings rief das Vorhaben auch Gegner auf den Plan, weil man „die stumpfsinnige Masse nicht auf den Gipfel hinauflocken“ wollte. Als hätte man geahnt, was noch folgen sollte: Um 1900 entstand ein Turm neben der Hütte, von dem das Wetter täglich über eine 21 Kilometer lange Telefonleitung nach Partenkirchen gemeldet wurde. Während der Wintermonate mussten die Wetterwarte zunächst allein auf dem Berg ausharren.

Die erste Zugspitz-Seilbahn

Das änderte sich erst 1926, als die Tiroler die erste Zugspitz-Seilbahn eröffneten: Ihre Talstation steht in der Nähe von Ehrwald, die Bergstation unter dem Westgipfel, wo auch das damals höchstgelegene Hotel Österreichs entstand. Mit der Realisierung der bayerischen Zahnradbahn bekam auch das „Platt“ eine entsprechende Herberge samt Seilbahn zum Gipfel: Das für die damalige Zeit luxuriös ausgestattete Schneefernerhaus, in dem zum Beispiel Deutschlands „oberster“ Frisör wirkte, entwickelte sich bald zum Zentrum des Skibetriebs. Heute reichen die Liftanlagen bis auf die Höhe der Knorrhütte hinunter.

Der Turmbau zu Babel…

Seit den 1960er Jahren surrt auch von der deutschen Seite eine Seilbahn herauf, während sich rund um das Gipfelhaus – wie beim Turmbau zu Babel – immer mehr wissenschaftliche und touristische Einrichtungen anlagerten: von einer zweiten, unbemannten Wetterstation der Österreicher bis zur Multivisionsshow, vom Geldautomaten bis zum höchstgelegenen Biergarten Bayerns. Im Messturm der nach wie vor ständig besetzten deutschen Wetterstation erfasst man heute eine breite Palette meteorologischer Parameter, die viele Grunddaten für die Klimaforschung liefern. Ein Gipfelkreuz hat die Zugspitze übrigens auch wieder: Es steht – etwas abgedrängt und nur mit Hilfe von Sicherungen erreichbar, aber frisch renoviert – auf dem schroffen Ostgipfel.

Und woher kommt nun der Name?

Warum heißt die Zugspitze eigentlich Zugspitze? Man geht heute davon aus, dass sich der Name von den „Zugbahnen“ der Lawinen ableitet, die im Winter von den steilen Nordwänden und am Hauptgipfel ins Tal donnern. Auch im Tal tauchen mehrere Gebiete mit ähnlichem Namensbezug, z.B. Zugwankel oder Zuggasse. Bis ins 19. Jahrhundert war übrigens der Name „der Zugspitz“ gebräuchlich, erst danach wurde daraus „die“ Zugspitze.

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