Tegernseer Berge: Wanderungen und Schneeschuhtouren fürs Gemüt

Im Winter locken die Berge rund um den Tegernsee mit verschneiten Landschaften und tollen Aussichten von den Gipfeln.

Frühsommer und Spätherbst – das sind die Jahreszeiten, zu denen die Münchner und Einheimischen in Scharen an den 653 Meter niedrigen Tegernsee drücken. Mit Recht: Die kurz als „Preißn“ titulierten Touristen hocken dann weit weg über ihrer Arbeit und die Berge um den Tegernsee sind nicht mehr beziehungsweise noch nicht verschneit. Denkt die Unschuld! In Wirklichkeit kann auf der Gipfelalm der vom Ort Tegernsee angegangenen Neureuth (1.263 m) bereits Schnee liegen, der den Beginn der Rodelsaison auf der im Wald versteckten Rodelbahn mit ihren haarsträubenden Kurven ankündigt. Wer nicht im überfüllten Gasthaus mit Sicht über die Tegernseer Berge einkehren will, der marschiert – eventuell mit angelegten Gamaschen – zur Gindelalmschneid (1.335 m) und kehrt anschließend bei der urigen Gindelalm ein. Mit freier Sicht auf die schneebetupften Felsgipfel des Mangfallgebirges vom Hinteren Sonnwendjoch bis zum Wendelstein geht es abwärts zur Kreuzbergalm und auf einer Forststraße zurück.

Weniger Kondition, aber dafür mehr Schwindelfreiheit benötigt man für eine Bergwanderung auf den Risserkogel – sofern man in einer Kabine der Wallbergbahn von Rottach-Egern auffährt. Sobald genügend Schnee liegt, verläuft auf dem Wander-Fahrweg an der Nordseite des Wallbergs die längste Rodelbahn Deutschlands. Und die nicht mehr präparierte Piste am Glaslhang bietet neben anspruchsvolleren Schneisen im lichten Steilwald geniale Freeriding-Möglichkeiten. Von der Bergstation führt ein Kammweg aussichtsreich und ausgesetzt über diverse Zwischengipfel zum Risserkogel, der im Frühwinter auch mit Schneeschuhen interessant wäre. Aber Achtung, hier gibt es Wechten.

Brutal prallt der Blick im Süden auf die Nordwände von Rofan und Guffertspitze, während sich im Norden die senkrecht gestellten Platten des Blankensteins hinter einer Einsattelung erheben. Während der Revisionszeit der Wallbergbahn muss man wohl oder übel hierher aufsteigen und zwar vom Parkplatz an der Straße Richtung Suttenbahn kurz vor der Monialm. Für den etwas mühsamen Aufstieg via Sieblialm (wo man sich im Sommer wassergekühltes Bier und Milch nehmen kann) entschädigt am Seesattel der Blick in die Schneeböden: Über einem Seeäuglein ragt wie der Bug eines Schiffes der Ostgrat des Plankensteins auf, während links die düstere Nordflanke des Risserkogels aufragt. Die steile Querung von hier zum Blankensteinsattel kann bei Schneelage den Einsatz von Grödeln erfordern – will man nicht bis zum See abrutschen. Am Sattel stellt sich heraus, dass der von hier aus felsige Aufstieg zum Risserkogel trotz einem Drahtseil Trittsicherheit erfordert (etwa 750 Hm und 2,5 Stunden Gehzeit).

Wendet man den Blick zum Blankenstein, werden bei schönem Wetter in seinen Südwänden zu fast jeder Jahreszeit bunte Punkte sichtbar sein: Der Blankenstein ist eines der edelsten Sportkletterreviere der gesamten Bayerischen Voralpen. Selbst der „Normalweg“ zum Gipfel erfordert Kletterei im zweiten Schwierigkeitsgrad, die übrigens recht genussvoll ausfällt.

Ein anderes Kaliber als der Risserkogel ist die Halserspitze (1.862 m), in ganz Bayern bekannt durch den im Münchner Gärtnerplatztheater aufgeführten Evergreen „Der Boandlkramer“. An die 1.100 Höhenmeter sind es zum Gipfel vom Startpunkt in Wildbad Kreuth neben der Hanns-Seidel-Stiftung, wo die Großkopferten der CSU die bayerische Politik auskarteln. Genial ist der auch hier trotz Drahtseil Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordernde Aufstieg durch die Wolfschlucht mit anschließender Überschreitung des aussichtsreichen Blaubergkamms zum Gipfel. Dominiert anfangs das Karwendelgebirge die Szenerie, läuft der Blick bald an der Guffertspitze vorbei über die Kitzbüheler bis zu den Berchtesgadener Alpen. Und hinten thront die weiße Pyramide des Großvenediger. Ist auch der Blaubergkamm weiß überzuckert, sollte man lieber über den Abstiegsweg mit dem Weißenbachkopf aufsteigen und nach Gipfel und Blaubergkamm weitergehen Richtung Schildenstein. An dem vorbei lässt sich über Graseck und Geisalm bequem absteigen.

Der Schildenstein selbst wird recht gerne im Winter bei Neuschnee begangen – vorzugsweise auf Skiern, obwohl die Abfahrt nicht gerade lohnend ist. Lohnender ist das Erlebnis zweifellos mit der leichteren Ausrüstung eines Schneeschuhgehers. Die vom Weißachtal bei der Winterstube herauf führende Rodelbahn und den Hatscher zur bewirteten Königsalm kann man seine Schneeschuhe tragen, dann muss man sich allerdings gute 400 Höhenmeter auf den „Fußvergrößerungen“ hochschinden (sofern nicht jemand vorher überbreite Tritte in den Tiefschnee gelegt hat). Oben wartet ein plateauartig weiter Kamm mit parkartig lichtem Baumbestand, der einem die Qual der Wahl bietet: rechts zum höchsten Punkt des Plattenecks (1.618 m), links auf den nicht ganz einfachen Schildenstein (1.613 m). Oder an dem vorbei in unberührter Winterlandschaft weiterschweben, sausteil hoch zur Blaubergalm tigern – und den Blaubergkamm nach Gusto und Uhrzeit auslaufen.

Nordwestlich erhebt sich neben dem kleinen Leonhardstein (1.452 m) eine kühne Felswand über dem Weißachtal, das Sportkletterparadies des Buchsteins (1.701 m). Aus dem Weißachtal kann man hinter Bayerwald südseitig bisweilen noch in der Dezembersonne ohne Schneeberührung hierher aufsteigen und dem wenige Meter niedrigeren Zwilling des Roßsteins aufs Haupt kraxeln. Die dazwischen wie ein Adlerhorst eingebettete, ab Mitte Oktober geschlossene Tegernseer Hütte ist eines der beliebtesten Fotomotive der Bayerischen Alpen und im Sommer ein genialer Übernachtungsplatz. Dafür hat die nördlich unterm Gipfelaufbau kauernde Buchsteinhütte nur ab Mitte November für einen Monat geschlossen bis die ersten Winterwanderer von der Winterstube heraufkommen. Die Unterkunftshütte am gegenüber kahl aufragenden Hirschberg (1.670 m) schließt sogar nur über Weihnachten (und im April) die Tore, steht also im Spätherbst wie Winter Wanderern und Schlittenfahrern offen. Neben deren Ausgangspunkt Scharling steigen zünftige Bergsteiger von Point aus über eine Piste mit Skiern auf, sobald sich der erste Schnee gesetzt hat.

Nördlich des Hirschbergs zieht sich eine Piste ganz anderer Art von Bad Wiessee zur Wirtschaft Aueralm auf dem Buchetskogel (1.269 m): Nach Aufstieg über den Sonnbichl wandert man durch eine Waldschneise über einen Höhenzug zur freien Waxlmoosalm, um bald danach per Forststraße die dampfige Geborgenheit des Gasthauses zu erreichen. Im Winter ist die Strecke zur Forststraße breit ausgewalzt, damit man per Ski aufsteigen und nach Genuss einiger Maß Bier und Schnäpse wieder heruntereiern kann. Zwar ist diese lange Flachpiste für Wanderer gesperrt, aber für eine Schneeschuhtour auf den Fockenstein (1.564 m) hinter der Aueralm ist sie genau der richtige, kraftsparende Einstieg – besonders für größere Gruppen, die nebeneinander her gehen wollen.

Frohe Weihnachten!

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