Die richtige Vorbereitung für Hochtouren

Für eine Hochtour bedarf es einer guten Vorbereitung. Neben der Ausrüstung ist vor allem die persönliche Fitness wichtig für den Gipfelsturm.

Hochtouren gelten als die Königsdisziplin des Bergsteigens. Wer plant, die höchsten Gipfel über einen Gletscher zu besteigen, der sollte sich sehr gut vorbereiten. Wir geben euch einige Tipps, wie ihr euch sinnvoll auf euer Berg-Projekt vorbereitet und was ihr beachten müsst, wenn ihr eure allererste Hochtour macht.

Kurs zur alpinen Grundausbildung

Wer noch nie eine Hochtour gegangen ist, sollte im Vorfeld generell einen alpine Grundausbildung im Feld und Eis absolvieren, denn vor allem das Eis birgt bei einer Hochtour große Gefahren. Bei den meist eintägigen Kursen lernt man von erfahrenen Bergsteigern, wie Selbstsicherung und Partnersicherung funktioniert, was ein Anseilknoten und ein Halbmastwurf ist, wie man sich mit Steigeisen auf dem Eis fortbewegt und auch Wetter- und Geländekunde stehen auf dem Lehrplan. Außerdem wird der Spaltensturz und die Bergungstechnik geübt, damit man im Notfall weiß, wie man reagieren muss. Diese Kurse werden von den einzelnen Sektionen der Alpenvereine angeboten, sie können oftmals aber auch bei lokalen Bergführern in den Alpen gebucht werden. Eine solche alpine Grundausbildung ist für eine erfolgreiche und sichere Hochtour unerlässlich. Und auch nach dem absolvierten Kurs müssen die Abläufe immer wieder geübt werden, damit sich bei der Tour und im Falle eines Unfalls immer sofort abrufbar sind. Ebenso solltet ihr das Gehen mit Steigeisen mehrmals üben, sodass ihr euch nicht selbst auf die Füße tretet, sich die Zacken in eurer Hose verfangen oder ihr stolpert.

Körperliche Fitness ist essenziell

Neben der entsprechenden Theorie und dem nötigen Wissen über Sicherheit und Spaltenbergung ist aber vor allem auch die eigene Fitness und Leistungsfähigkeit ausschlaggebend dafür, ob man den Gipfel erreicht. Eine gute körperliche Fitness kann außerdem vor Unfällen schützen, die bei Hochtouren meist beim Absteig passieren und eine Folge von Ermüdung sind. Daher ist es wichtig, schon einige Zeit vor der geplanten Hochtour mit dem Training und Konditionsaufbau zu beginnen. Dafür eignen sich so gut wie alle Ausdauersportarten. Für eine Hochtour in den Alpen müsst ihr meist mit einer Belastungsdauer von sechs bis zwölf Stunden rechnen. Damit euch nicht schon nach wenigen Höhenmetern die Kraft ausgeht, solltet ihr in den Wochen der Vorbereitung mindestens zwei bis drei Mal trainieren. Am besten ist es natürlich, wenn ganzjährig trainiert und nicht erst kurz vor der Wanderung mit dem Training begonnen wird. Ein kurzfristiges Training kann die Leistungsfähigkeit meist nicht wirklich verbessern.

Die Trainingseinheiten sollten nicht kürzer als dreißig Minuten sein. Ideal sind drei Einheiten pro Woche von 30 bis 60 Minuten Dauer bei etwa 65 bis 75 Prozent eurer maximalen Herzfrequenz. Wie bestimmt ihr die maximale Herzfrequenz? Versucht euren Puls so hoch wie möglich zu bekommen. Dafür eignen sich ein kurzer Sprint am Berg oder Treppensteigen. Messt dann eure Herzschläge pro Minute – das Ergebnis beträgt etwa 95 Prozent eurer maximalen Herzfrequenz. Mit dieser Basis könnt ihr ganz leicht ausrechnen, wo eure ideale Trainingsherzfrequenz liegt. Um diese beim Training immer leicht kontrollieren zu können, tragt ihr am besten einen Herzfrequenzmesser. Alternativ könnt ihr auch an eurer Halsschlagader zehn Sekunden lang die Pulsschläge messen und diesen Wert mit sechs multiplizieren.

Als Vorbereitung eigenen sich Sportarten wie Jogging, Nordic Walking und Bergwandern natürlich am besten. Diese beanspruchen genau die Muskulatur, die ihr dann auch bei der Hochtour benötigt. Aber auch mit Radfahren, Skilanglauf oder Schwimmen könnt ihr an eurer Kondition arbeiten. Ebenso sind Spaziergänge oder leichte Wanderungen mit einem kleinen Höhenunterschied ideal als Einstieg in die Bergsaison. Übertreibt es jedoch nicht mit dem Training, absolviert lieber wöchentlich mehrere kurze Trainingseinheiten statt einem langen Training und legt zwischendurch immer wieder Ruhetage ein. Zur optimalen Vorbereitung gehört auch die langsame Steigerung der Belastung. Das heißt, die Anzahl der Trainingseinheiten pro Woche sowie deren Dauer werden allmählich erhöht.

Ausreichende Akklimatisierung

Um bei der Hochtour nicht höhenkrank zu werden, muss einige Tage vor der Tour eine Höhenanpassung erfolgen. Wer einen Viertausender besteigen möchte, sollte im Vorfeld am besten mehrere Touren in der Höhe von 2.500 bis 3.500 Metern unternehmen. Auch das Übernachten in etwa 2.500 Metern Höhe begünstigt die Akklimatisierung. Was bei der Akklimatisation jedoch nicht zählt, ist der schnelle Höhenanstieg bei der Fahrt mit einer Seilbahn – die Höhenmeter muss man selbst bewältigen, um den Körper langsam an die dünnere Luft zu gewöhnen. Um das individuell benötigte Maß an Akklimatisierung, der idealen Geschwindigkeit und Dauer der Anpassung herauszufinden, benötigt es ein wenig Erfahrung. Jeder Bergsteiger muss seine eigene Höhentauglichkeit und Akklimatisationsgeschwindigkeit austesten.

Steigeisen, Eispickel und die richtige Ausrüstung

Für eine Hochtour benötigt man außerdem eine andere Ausrüstung als für eine normale Wanderung. Ohne Eispickel, Steigeisen und hochgeschlossene, stabile Hochgebirgsschuhe braucht man sich gar nicht erst auf den Weg über einen Gletscher zu machen. Liegt genug Schnee auf dem Eis, sind Steigeisen nicht immer nötig, doch sobald es freiliegt, sind die spitzen Zacken unter den Schuhen unerlässlich. Auch der Eispickel gehört unbedingt dazu – nicht nur, um sich an Steilhängen zu stützen und zu sichern, bei Spaltenbergung kommt er zusätzlich als Sicherung zum Einsatz. Die Bergstiefel müssen bei Gletscherquerungen immer steigeisenfest sein, an normalen Wanderschuhe können die Steigeisen nicht richtig befestigt werden. Der steigeisengeeignete Wanderschuh zeichnet sich durch seine Steifheit und die Haltepunkte für die Steigeisen an der Sohle aus.

Wie auch bei normalen Wanderungen solltet ihr darauf achten, dass eure Kleidung atmungsaktiv und zugleich wind- und wasserfest ist. Falls ihr in den kalten Morgenstunden aufbrecht, könnt ihr euch zunächst mit dem Zwiebelprinzip warm anziehen und habt so die Möglichkeit, eine Jacke oder einen Fleece auszuziehen, wenn später die Sonne hinter den Gipfeln aufgeht. Es ist schon warm, wenn ihr in Richtung Gipfel startet? Dann denkt trotzdem daran, ausreichend warme und wetterfeste Kleidung im Rucksack mitzunehmen, denn im Gebirge kann es schnell zu Wetterumschwüngen kommen. Zusätzlich gehören bei Hochtouren immer Handschuhe und eine Mütze mit ins Gepäck. Bei Gletscherüberschreitungen solltet ihr immer eine Gletscherbrille oder eine geeignete Sonnenbrille tragen, damit ihr eure Augen schützt und nicht schneeblind werdet. Auch an ausreichend Proviant und Wasser müsst ihr unbedingt denken.

Zur richtigen Vorbereitung auf eine Hochtour gehört auch die Suche nach Seilschaftspartnern. Einen Gletscher sollte man nie alleine überschreiten, sondern immer in einer Seilschaft  – am besten als Dreierseilschaft. Denn ist man zu dritt unterwegs, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spaltensturz gehalten wird, wesentlich größer als bei einer Zweierseilschaft. Je nach Größe der Gruppe bewegt man sich an Klettergurten angeseilt im Abstand von einigen Metern über das Eis. Falls ihr noch nie eine Hochtour unternommen habt, schließt ihr euch einer größeren Gruppe mit mehreren erfahrenen Bergsteigern an. Kommt es zu einem Spaltensturz können die anderen Mitglieder der Seilschaft schnell reagieren, den Sturz stoppen und den Gestürzten hochziehen. Hier macht sich dann auch die alpine Grundausbildung bezahlt, wenn man weiß, wie man am schnellsten und besten reagiert.

Für Hochtouren bricht man nach Möglichkeit immer früh auf. Je nach Tour kann es schon mal erforderlich sein, bereits gegen vier oder fünf Uhr nachts loszulaufen. Dies dient vor allem der Sicherheit. In den Morgenstunden sind die Firnhänge noch hart gefroren, der Aufstieg ist einfacher und die Gefahr eines Lawinenabgangs ist geringer. Bei frühzeitigen Aufbruch erreicht man den Gipfel meist zur Mittagszeit. Dort sollte man sich jedoch nicht allzu lange aufhalten und zügig mit dem Abstieg beginnen. Denn sobald die Sonneneinstrahlung zunimmt, kann es zu Steinschlägen und Schneeabgängen kommen, das Eis auf dem Gletscher wird weicher und das Risiko eines Spaltensturzes steigt.

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