Bergunfälle durch Selbstüberschätzung

Zwar verunglücken in den Bergen immer weniger Wanderer und Kletterer tödlich – doch insgesamt ist die Zahl der Notfälle in den vergangenen Jahren angestiegen. Gründe für diesen Anstieg liefert die Unfallstatistik des Deutschen Alpenvereins: immer mehr Kletterer überfordern sich und überschätzen ihr Können.

Jedes Jahr veröffentlicht der Deutsche Alpenverein (DAV) eine Unfallstatistik, in der alle Unfälle und Notfälle in den Bergsportdisziplinen Wandern, Klettern und Hallenklettern aufgeführt werden. In den vergangenen Jahren hat sich ein deutlicher Trend abgezeichnet, der erfreulich und zugleich besorgniserregend ist. Einerseits ist die Zahl der tödlichen Unfälle drastisch zurückgegangen und in den Jahren 2012 und 2013 gab es so wenige Todesopfer wie noch nie. Andererseits ist die Gesamtzahl der Unfälle und Notfälle jedoch gestiegen.

Der Rückgang der Todesopfer hat mehrere Gründe. Zum einen ermöglichen Handys das schnelle Absetzen eines Notruf, sodass die Rettungskräfte schneller vor Ort sind und helfen können als noch zu Zeiten in denen Handys nicht so verbreitet waren. Des Weiteren gibt es heute zuverlässigere Wettervorhersagen, an denen sich Wanderer orientieren können und deshalb nicht mehr so oft von Gewittern und Wetterumschwüngen überrascht werden. Ein weiterer Grund für den Rückgang der Todesfälle ist die immer besser werdende Ausrüstung der Bergsportler.

Doch warum steigt die Zahl der Einsätze an, wenn die Ausrüstung und Wetterprognosen stetig besser werden? Die Unfallstatistik des DAVs zeigt, dass immer mehr Bergsportler sich und ihre Fähigkeiten überschätzen. Vor allem an Klettersteigen muss die Bergwacht zur Rettung anrücken. Da es sie beim Klettersteiggehen um eine Trendsportart handelt, die immer mehr Bergsportler für sich entdecken, ist hier in den letzten Jahren die Anzahl der Unfälle rasant angestiegen. Oft werden zu schwierige Routen gewählt. Irgendwann lassen die Kräfte nach, die Kletterer hängen am Fels, kommen weder vorwärts noch zurück und blockieren den Weg für die Nachsteigenden – und dann muss der Rettungsdienst anrücken. Laut DAV machen diese sogenannten Blockierungen mittlerweile 46 Prozent aller Einsätze aus.

Auch beim Indoor-Klettern kommt es immer wieder zu Unfällen. Hier sind Sicherungsfehler – vor allem im Vorstieg – die häufigste Unfallursache. Verglichen mit den tausenden Kletterhallenbesuchern, die jede Woche an den Indoor-Wänden unterwegs sind, ist die Zahl der Unfälle jedoch sehr gering. Theoretisch müsste der durchschnittliche Kletterer zwei Mal wöchentlich für zwei Stunden klettern und das über mehr als 100 Jahre, bis ein Unfall passiert. Da beim Bouldern nicht mit dem Seil gesichert wird, ist hier folglich auch die Verletzungsgefahr doppelt so groß wie beim gesicherten Klettern. Die Unfälle beim Bouldern beschränken sich jedoch meist auf leichte Verletzungen an den Beinen und Armen.

Knapp die Hälfte aller Bergunfälle und Notfälle – 49 Prozent – passieren beim Wandern. Viele der Wanderunfälle sind Folgen von Unachtsamkeit oder Übermüdung, welche zu Stolpern, Umknicken oder Stürzen führen. Rund drei Viertel der Unfälle ereignen sich beim Abstieg, wenn der Wanderer müde und unaufmerksamer wird. Eine weitere Ursache für Unfälle sind körperliche Probleme. 18 Prozent aller Unfälle und 37 Prozent aller tödlichen Unfälle beim Wandern folgen aus Krankheit, Überlastung und Kreislaufproblemen. Diese Unfälle können mit der richtigen Vorbereitung und Fitness vermieden werden. Dennoch gilt Wandern als die sichersten Bergsportdisziplin, denn verglichen mit der Zahl der aktiven Wanderer ist die Anzahl der Unfälle doch geringer als beim Klettern und anderen Disziplinen des Bergsports.

Ein Großteil der Unfälle lässt sich also vermeiden, wenn man im Vorfeld sein eigenes Können und die Fitness richtig einschätzt und dies bei der Routenplanung berücksichtigt.

 

Quelle: DAV-Bergunfallstatistik 2012–2013

Foto: © iStockphoto.com/mikolajn

 

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