Chiemsee: Von Gletschern geformt

Der Chiemgau verdankt seine Landschaft vor allem dem Inn-Chiemsee-Gletscher, der die Region rund um den Cheimsee einst geformt hat.

Das „Bayerische Meer“, der Chiemsee, ist zweifellos der bekannteste See am Fuß der Chiemgauer Berge, aber nicht der einzige. Zahlreiche kleinere Seen schließen sich nach Norden an, entstanden als Folge der Eiszeiten und heute beliebte Badeseen, die man meistens zu Fuß oder per Rad umrunden kann. Beliebt ist vor allem der Chiemsee-Uferweg, an dem mehrere Stationen das ungestörte Beobachten der mehr als 300 Vogelarten ermöglichen. Natur entdecken kann man auch in den Moorgebieten in der Umgebung des Chiemsees, allein oder bei geführten Touren, die keine große Kondition erfordern, ebensowenig wie die Spaziergänge und Radtouren entlang der Flüsse Inn, Prien und Tiroler Achen. Wer Ausblicke und Gipfelerlebnisse sucht, wandert hinauf zu den vielen Almen, wo nicht selten eine deftige Brotzeit angeboten wird, oder steigt hinauf zu den Gipfeln von Kampenwand, Hochries, Hochplatte, Hochgern und Hochfelln, die alle deutlich höher als 1.000 m sind. Bergbahnen helfen beim Überwinden des Höhenunterschieds. Die Umgebung von Chiemsee und Simssee ist ideal für Touristen, die sowohl mit dem Fahrrad fahren als auch wandern wollen.

Spuren der Eiszeit

Während der Eiszeit vor ca. 10.000 bis 20.000 Jahren flossen riesige Eisströme durch die Alpentäler in Richtung Norden, der Inn-Gletscher schob sich durch das heutige Inntal weit in das Alpenvorland hinaus. Sein „kleiner Bruder“, der Prien-Gletscher, schürfte das Priental aus. Parallel dazu schob sich der Chiemsee-Gletscher durch das Tal der Tiroler Achen ebenfalls in Richtung Norden.

Diese Eismassen füllten die Täler fast bis zu den Gipfeln aus; als einer der wenigen ragte der Hochfelln mit seinen 1.674 m aus dem Eisstrom heraus. Die Eiszungen transportierten im Eis gewaltige Mengen an Gesteinsmaterial. Im flachen Alpenvorland, wo das Eis auseinander floss, sammelte sich das mitgeschleppte Gestein am Eisrand. Es entstanden wallförmige Schuttmassen, die Moränenwälle, die heute als Hügelketten die Landschaft prägen. Die Ratzinger Höhe westlich von Rimsting ist ein solcher Moränenwall, durch den Inn- und Chiemseegletscher getrennt wurden. Auch die von weitem sichtbare Barockkirche von Höslwang steht auf einem rund 600 m hohen Moränenhügel, beides sind heute schöne Aussichtspunkte mit Blick über die Moränenzüge und die zahlreichen Seen. 17 größere und kleine Seen gehören allein zum Naturschutzgebiet Eggstätter-Hemhofer Seenplatte. Sie liegen in dem Gebiet, in dem Inn- und Chiemsee-Gletscher aneinander stießen. Dabei wurden riesige Eisblöcke abgetrennt und unter Moränenschutt begraben.

Beim Abschmelzen dieser so genannten Toteisblöcke entstanden Einsenkungen, die vom Grundwasser gefüllt wurden. Auch der Chiemsee ist ein Überbleibsel der Eiszeit. Der Chiemsee-Gletscher schürfte dort, wo er die Alpen verließ, ein tiefes Becken aus, das sich beim Abschmelzen des Gletschers mit Wasser füllte. Ursprünglich erstreckte sich der See bis zum Fuß der Alpen, sein Spiegel lag 19 m höher als heute. Im Rahmen einer von der Chiemseeagenda angebotenen Naturführung kann man sich auf die Suche nach dem alten Seeufer machen.

Flüsse rund um den Chiemsee

Die drei Täler, durch welche die Gletscher in Richtung Norden flossen, prägen die heutige Landschaft: das breite Tal des eingedeichten Inns, das im Unterlauf regulierte Tal der Tiroler Achen und das nicht regulierte Priental. Die Tiroler Achen „sammelt“ auf dem 79 km langen Weg zwischen ihrer Quelle in den Alpen und ihrer Mündung in den Chiemsee bei Hirschau riesige Mengen von Feinmaterial und Kies, die dort ablagert werden, wo die Fließgeschwindigkeit abnimmt: im Chiemsee. Dabei handelt es sich täglich um rund 100 LKW-Ladungen Kies und Schlamm. Der Fluss verlängert dadurch seinen Lauf jedes Jahr um 5 bis 10 m, und das Delta wächst ständig weiter in den Chiemsee hinaus. Dieses Mündungsgebiet gilt mit seinen vegetationslosen Kiesflächen und üppigen Auwäldern als einzigartiges natürliches Binnendelta in Mitteleuropa und steht seit 1954 unter Naturschutz.

Neben der Tiroler Achen ist die Prien der bedeutendste Zufluss des Chiemsees. Sie mündet zwischen Prien und Rimsting in die Schafwaschener Bucht. Der Wildbach transportiert während der Schneeschmelze und nach starken Regenfällen ebenfalls große Mengen an Schwebstoffen und Geröll. Bleibt diese Zufuhr erhalten, wird die Bucht in etwa 200 Jahren verlanden.

Moose und Filzen

Die von der Tiroler Achen und kleineren Zuflüssen mitgeführten Geröllmassen ließen den „Ur-Chiemsee“ auf seine heutige Größe schrumpfen. Vor allem im Süden des Chiemsees entstand zwischen dem „alten“ Ufer auf Höhe von Marquartstein und dem heutigen Ufer „neues“ Land: Nach den Eiszeiten stiegen die Temperaturen, Pflanzen, vor allem Torfmoose und Sauergräser, wuchsen üppig, starben ab, sanken unter den Wasserspiegel, wo sie sich infolge von Sauerstoffmangel nicht vollständig zersetzten, Torf begann zu wachsen. Diese so genannten Flachmoore, auch Moose genannt, sind abhängig vom Grundwasser.

Dort, wo das Wachstum des Torfs weiter fortschreitet, das Flachmoor sich folglich in die Höhe wölbt und durch die inzwischen meterdicke Torfschicht vom Grundwasser abgetrennt wird, entsteht ein Hochmoor, in Bayern „Filz“ genannt. Die Entwicklung von Hochmooren setzte vor rund 5.000 Jahren ein. Hochmoore sind für Pflanzen extreme Lebensräume. Saurer Untergrund, viel Wasser und wenig Nährstoffe sind ungünstige Voraussetzungen für die meisten Bäume, nur Birken und Kiefern, die meist verkrüppelt sind, wachsen hier. Einige Pflanzen haben sich an das Moor angepasst, z. B. der Sonnentau, der mit seinen klebrigen Blättern kleine Insekten fängt und sich so zusätzliche Nährstoffe verschafft.

Da sich getrockneter Torf gut zum Verbrennen eignet, wurde über Jahrtausende Torf von Hand gestochen. Ab Mitte des 19. Jh. wurde Torf großflächig mit Maschinen abgebaut und auch als Gartentorf verwendet. Es entstanden Entwässerungsgräben und Feldbahnen. Um 1980 wurde diese industrielle Nutzung eingestellt und Moorgebiete unter Schutz gestellt.

Chiemsee – das bayerische Meer

Als Badesee lockt das „bayerische Meer“ zahlreiche Gäste an, denn die Wassertemperaturen sind oftmals schon ab Mai und bis in den September hinein angenehm. Die Wasserqualität ist gut, und die flachen Ufer sind ideal für Kinder. Rings um den See bieten sich zahlreiche Möglichkeiten zum Baden, u. a. bei Breitbrunn, das mit dem Kailbacher- und dem Mühlner Winkl den längsten Uferbereich aller Chiemseegemeinden bietet: Im Ortsteil Stadl befindet sich ein schönes Strandbad mit großer Liegewiese, Kinderspielplatz und dem Strandpavillon „Cafe am See“. In Chieming lockt ein sechs Kilometer langes Badegelände mit flachen Ufern und freiem Zugang; Spielplatz und Kneippbecken liegen in Ufer nähe. Übersee wartet auf mit dem längsten Natur- Badestrand Bayerns und großzügiger Parklandschaft. In Prien kann man im Sommer zwischen Strandbad mit großem Kinderspielplatz und dem ganzjährig geöffneten Erlebnisbad Prienavera wechseln. Wer nicht nur schwimmen, sondern sich anderweitig sportlich betätigen möchte, umrundet den Chiemsee zu Fuß oder per Rad, lernt Segeln, Surfen oder Tauchen in einer der jeweiligen Sportart entsprechenden Schule, nutzt die ausgeschilderten Nordic-Walking-Strecken, z. B. in Aschau und Bernau, leiht sich ein Ruder- oder Tretboot an einer der Verleihstellen oder versucht sein Glück beim Angeln – aber erst nach Erwerb einer Angelkarte vor Ort, vorausgesetzt eine gültige staatliche Fischereikarte ist vorhanden. Wer sich länger am See aufhält und plant, eine Rundfahrt auf dem Chiemsee zu machen, die historische Chiemsee-Bahn in Prien zu benutzen, mit der Kampenwandbahn zum Aussichtsgipfel zu schweben und sich im Erlebnisbad Prienavera zu erholen, für den empfiehlt sich der Kauf des „See-Gipfel- Tickets“, das zwei Jahre gültig ist und mit dem man fast 30% spart.

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