Lawinenwissen

Verschneite Berghänge, Pulverschnee und Traumabfahrten – so sieht für viele ein perfekter Tourentag im Winter aus. Damit es auch bei so einem Traumtag bleibt und aus der weißen Pracht keine Gefahr wird, solltest du dich intensiv mit dem Thema Lawine befassen. Wir fassen die wichtigsten Punkte kompakt für dich zusammen. Betrachte diese Informationen als Einstieg in die Thematik. Wir erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und geben keine Garantie für die Richtigkeit aller Angaben. Dieser Satz soll dir auch zeigen, dass Wissen über Lawinen nur helfen kann, das Risiko besser einzuschätzen. Es soll dich aber auf keinen Fall dazu verleiten, ein höheres Risiko einzugehen. Wenn du dich für das Thema interessierst und Touren im freien Gelände planst, solltest du einen Praxis-Kurs belegen. Der Alpenverein ist hier ein Vorreiter in der Ausbildung. Etabliert ist das vom Alpenverein mitinitiierte „Stop or Go“ Verfahren. 

Besonders möchten wir darauf eingehen, wie dir die KOMPASS Karte dabei hilft, eine sichere Tour zu planen und auch im Gelände immer sicher unterwegs zu sein.  Ob du klassisch mit Skiern gehst, mit dem einem Splitboard oder mit Schneeschuhen startest, das grundlegende Wissen gilt für alle. Natürlich gibt es es für Skitouren, Snowboardtouren und Schneeschuhwandern unterschiedliche Details zu beachten.

Für ein dramatisches Lawinenunglück braucht es oft nicht viel, ein kleines Schneebrett, das zu einer Verschüttung führt, reicht schon aus. Du solltest die Gefahr nicht auf die leichte Schulter nehmen und den Lawinenlagebericht lesen, die Tour dementsprechend danach planen, gegebenenfalls vor Ort auf die Situation eingehen und richtig ausgerüstet sein.

 

INHALT

1. Lawinensituation und Wetter
2. Können und Ausrüstung
3. Tourenplanung

Lawinensituation und Wetter

Du planst eine Tour? Dann solltest du als erstes den aktuellen Lawinenlagebericht genau studieren. Die Informationen aus dem Lawinenlagebericht in Kombination mit dem Wetterbericht sind die Ausgangslage für deine Planung.

Im Lawinenbericht erfährst du die aktuelle Lawinenwarnstufe, die erwartenden Lawinenprobleme und weitere Details. Alle diese Informationen helfen dir, deine Tour sicher zu planen und die Gefahren in der Natur zu erkennen. Wir haben dir die wichtigsten Seiten für aktuelle Lawinenlageberichte aufgelistet. Auf den Seiten, allen voran der Seite lawinen.report, findest du auch genaue Erklärungen der Symbole, Lawinenarten (Lawinenproblem) und wie du sie erkennst.

Deutschland:

Österreich und Norditalien:

Schweiz:

 
Zusätzlich zum Lawinenlagebericht solltest du dir den Wetterbericht genau ansehen. Die Informationen spielen in die Beurteilung der Lawinensituation und der Tourenplanung mit ein. Achte beim Wetterbericht auf Informationen wie: Wind, Nebel, Niederschlag, Niederschlagsmenge, tageszeitliche Erwärmung, Sonneneinstrahlung und Wetterumschwünge. Behalte auch den Sonnenauf- und Sonnenuntergang im Hinterkopf.

Lawinenwarnstufe

Du wirst schon ungefähr die Region im Kopf haben, in der du deine Tour planst. Suche dir den Lawinenlagebericht für genau diese Region heraus. Halte aber auch die Augen offen für Regionen, in die du bei zu hoher Lawinengefahr ausweichen kannst.
Die Lawinenwarnstufe, angegeben auf einer Skala von 1-5, ist der offensichtlichste Indikator. Die Warnstufe 5 "Sehr Groß" ist dabei das obere Ende der exponentiellen Skala. Bei Warnstufe 5 solltest du auf Skitouren im freien Gelände komplett verzichten. Bei Warnstufe 5 lösen sich Lawinen von alleine (auch bei geringerer Warnstufe möglich) und können extrem groß werden.

Auf dem andern Ende der Skala ist die Lawinenwarnstufe 1 mit einer "geringen" Gefahrenlage. Bei der Warnstufe 3 (Erheblich) passieren die meisten tödlichen Lawinenunglücke. Zu jeder Warnstufe gibt es klare Handlungsempfehlungen.

Lawinenproblem

Mit dem Begriff Lawinenproblem ist die jeweilige Gefahrensituation gemeint. Es gibt fünf typische Lawinenprobleme, die charakteristisch und unterscheidbar sind. Das jeweilige Lawinenproblem ist im Lagebericht beschrieben und mit einem Symbol gekennzeichnet. Die Einteilung hilft uns die Gefahren in die Planung miteinzubeziehen und Gefahren vor Ort zu erkennen.

Die Probleme in der Übersicht: Neuschnee: Entscheidend dabei ist die kritische Neuschneemenge.
Triebschnee: Beachte dazu den Merksatz: "Der Wind ist der Baumeister der Lawine". Es handelt sich um die Lawinengefahr durch vom Wind verfrachtete Schneeansammlungen.
Altschnee: In der Schneedecke befinden sich sogenannte Schwachschichten. Das heißt es gibt keine durchgängige feste Verbindung der einzelnen Schneeschichten. Das Problem ist schwer zu erkennen und kann lange andauern.
Nassschnee: Durch Regen oder durch Schmelzen entsteht eine Schwächung der Schneedecke. Hier gilt die tageszeitliche Erwärmung, die Hangausrichtung und Regen zu beachten.
Gleitschnee: Die gesamte Schneedecke rutscht auf einem zumeist glatten Untergrund (z.B. Grashang) ab.

Informationen für die Planung

Wenn du den Lawinenlagebericht genau gelesen hast solltest du jetzt wissen:
- Welche Lawinenwarnstufe besteht (Vormittag und Nachmittag)?
- Welches Lawinenproblem ist vorherrschend?
- Welche weiteren Informationen erfahre ich?
Mit dem letzten Punkt sind Angaben gemeint die die Lawinengefahr genauer eingrenzen oder beschreiben. Zum Beispiel die Exposition (also die Ausrichtung des Hanges zur Himmelsrichtung), die Hangneigung, Höhenangaben (in Höhenmetern oder als Unterscheidung: unter- oder oberhalb der Waldgrenze) und der tageszeitliche Verlauf. Diese Informationen sind zum Teil schon direkt in die Planung zu übertragen.

Können, Fitness und Ausrüstung

Wenn du dir Tourenvorschläge durchliest gibt es meist Empfehlungen und Einschätzungen zu den Gefahren und der Schwierigkeit der Tour.  Die Lawinensituation ist von uns nicht beeinflussbar. Es handelt sich um Gegebenheiten, die wir selbst nicht ändern können. Was wir sehr wohl ändern können ist aber unsere Ausrüstung, unsere Fitness und unser Können. Die drei Faktoren sind wesentlich in die Planung miteinzubeziehen. 

Können und Fitness

Neben Lawinenabgängen sind Alpinunfälle eine offensichtliche Gefahr in den Bergen. Bei Tourenvorschlägen ist oft eine Schwierigkeitsstufe angegeben. Das lässt auch Rückschlüsse an die Anforderungen deines Könnens. Wie steil ist der Hang und kannst du in diesem Gefälle sicher aufsteigen und abfahren? Bist du sicher bei Spitzkehren, Tiefschnee fahren und hast du in der Saison schon wieder zu deiner Form finden können?

Zu deinem Können kommt auch deine Fitness. Du solltest nur aufbrechen wenn du dich fit und gesund fühlst. Versuche die Tourenplanung immer ehrlich im Abgleich mit deiner Kondition und deiner Erfahrung zu gestalten. Wie viele Höhenmeter und Kilometer schaffst du ohne dich zu sehr zu verausgaben? Versuche dich hier nicht an Richtwerte aus dem Internet zu halten sondern an deine eigenen Erfahrungen.

Während der Tour solltest du auf Pausen mit ausreichend Flüssigkeits- und Energiezufuhr achten – also geh es gemütlich an und genieße es.

Unter dem Punkt "Können" sollte auch das Thema Wissen betrachtet werden. Kennst du die wichtigsten Notfallnummern? Weißt du was im Fall eines Lawinenabgangs zu tun ist?

Ausrüstung

Dass du deine Ski, dein Snowboard oder deine Schneeschuhe dabei haben solltest ist klar. Wenn dem nicht so ist, wirst du es spätestens am Start der Tour schmerzhaft merken. Ein ordentlicher Material- und Packlisten-Check sollte verhindern, dass du nicht erst am Gipfelkreuz draufkommst was du noch vergessen hast. Bei jeder Tour solltest du immer eine funktionierende LVS Ausrüstung dabei haben. Eine Lawinen-Verschütteten-Such Ausrüstung besteht aus dem LVS-Gerät selbst (umgangssprachlich Lawinenpieps), einer Sonde und einer Lawinenschaufel.

Ohne der vollständigen und intakten Ausrüstung sollte kein Tourenteilnehmer oder Teilnehmerin die Tour starten. Deshalb ist bei jedem Start das Set zu kontrollieren und der Geräte-Check durchzuführen. Dabei wird kontrolliert, ob alle Geräte senden, also ausreichend Batterieleistung vorhanden ist, die Geräte funktionieren und eingeschaltet sind. Zu deiner Ausrüstung sollte ebenfalls ein Helm, ein Erste-Hilfe Paket und Kälteschutz zählen. Das bedeutet: ausreichend warme Kleidung und ein Notfallbiwak. Ein Lawinenrucksack oder auch "Airbag" genannt erhöht die Wahrscheinlichkeit einen Lawinenunfall zu überleben und er wird daher ausdrücklich empfohlen. Es wird aber auch davor gewarnt dadurch ein höheres Risiko einzugehen.

Los geht's mit der Tourenplanung

Auf KOMPASS Karten findest du eine Vielzahl an Tourenvorschlägen. Sie sind mit blauen Linien eingezeichnet. Es gibt gute Bücher dazu, lebhafte Internet Foren und natürlich Tipps von Freunden. Aber welche Tour ist die richtige bei den jeweiligen Bedingungen und dem eigenen Können?

Eines vorweg: du solltest grundsätzlich nicht alleine aufbrechen. Wenn du gerade erst begonnen hast, suche dir erfahrene Tourenpartner, belege Kurse oder sammle erste Erfahrungen mit sicheren Pistentouren. Wenn es ins freie Gelände geht, musst du nun alle Informationen zusammensammeln. Am besten breitest du die richtige KOMPASS Karte vor dir aus, machst dir noch einen Tee und legst los. Natürlich kannst du auch unsere Digitale Karte nutzen und dir einen Café machen – ganz wie es dir lieber ist.

Das musst du wissen

Aus dem Lawinenlagebericht weißt du die Warnstufe. Dazu gibt es folgende Empfehlungen:
Ab Stufe 2: nur Hänge unter 40° befahren/begehen
Ab Stufe 3: nur Hänge unter 35° befahren/begehen
Ab Stufe 4: nur Hänge unter 30° befahren/begehen
Ab Stufe 5: Verzicht auf Touren
Deuten die Lawinenprobleme auf die Möglichkeit einer Fernauslösung hin, musst du auch die weitere Umgebung beachten. Es geht also nicht nur um den Hang den du besteigst oder abfährst, sondern auch um die Neigung der Hänge die neben deiner Strecke liegen und dich oder andere Tourengeher gefährden. Der Lagebericht zeigt dir auch die gefährdeten Hangexpositionen. Schau dir also auf der Karte an wie deine Route im Bezug zur Himmelsrichtung verläuft.

So geht's auf der Karte

Alle KOMPASS Karten sind grundsätzlich nach Norden hin ausgerichtet. Die Exposition des Hanges kannst du also einfach aus der Karte herauslesen. Mit den Höhenlinien und den Höhenangaben dazu siehst du welcher Teil deiner Tour eventuell in einen gefährdeten Bereich fällt. Das kann zum Beispiel im Frühjahr beim Nassschneeproblem in tieferen Lagen sein oder bei Triebschnee oberhalb der Waldgrenze. Auf KOMPASS Karten hast du zusätzliche Informationen wie die Vegetation eingezeichnet. Grashänge sind zum Beispiel im Frühjahr bei Gleitschnee zu beachten.

Der wichtigste Indikator ist meist die Hangneigung. Du hast zwei Möglichkeit, die Hangneigung aus unseren Karten auszulesen. Klassisch liest du sie über den Abstand der Höhenlinien. Dabei gilt: je enger die Höhenlinien beieinander liegen desto steiler ist es. Um die Hangneigung genau auslesen zu können brauchst du einen Planzeiger, der zu dem Maßstab der Karte passt. Bei KOMPASS Karten ist im Aktive Guide meist ein Planzeiger dabei. Beachte aber das kleine Steilhänge in Karten (je nach Maßstab) zum Teil nicht abgebildet sein können auf Grund der Grund der Größe. Sei also vor Ort besonders Aufmerksam. Einfacher geht es auf unserer digitalen Wanderkarte und in unserer App als PRO-User . Hier kannst du die Hangneigung mit Farbkategorien anzeigen lassen.

Wir hoffen die Zusammenfassung war ein guter Einstieg oder eine Auffrischung deines Wissens zum Thema Lawine. Wenn wir dein Interesse geweckt haben, informier dich weiter und belege einen Kurs zu den verschiedenen Themen (Lawinenkurs, Fahrtechnikkurs, LVS-Suche). Der Beitrag geht speziell auf die Planung der Tour ein. Wichtig bei jeder Tour ist aber ebenso, auf die Gegebenheiten vor Ort einzugehen und die Lage laufend neu zu beurteilen. Eine Tour abzuändern oder sich für einen Abbruch zu entscheiden sollte immer in Erwägung gezogen werden: Safety first!

Wir wünschen dir viel Spaß bei der Planung deiner nächsten Tour mit unseren KOMPASS Karten. 

Frohe Weihnachten!

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