Berge Fuerteventura, im Vordergrund Ziege aus Stein und Fuerteventura-Schild
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Wandern auf Fuerteventura

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Ziemlich genau 100 km entfernt vor der afrikanischen Küste, mitten im Atlantischen Ozean, liegt die am geringsten besiedelte und älteste der Kanarischen Inseln, Fuerteventura. Sie ist – wie alle Kanareninseln – vulkanischen Ursprungs. Die Insel erstreckt sich auf einer Länge von etwa 98 km und erreicht mit dem nur 6 km breiten Nationalpark Jandia ihre schmalste Stelle.

Wanderer auf Fuerteventura sollten ganzjährig Sonnencreme im Gepäck haben: Mit 300 Tagen blauen Himmel ist Fuerteventura die Niederschlagärmste Insel der Kanaren. Im Norden der Insel überzeugt sie mit wunderschönen Dünenlandschaften und traumhaften Badestrände. Die Inselmitte hingegen lockt mit ockergelben Hügelketten und abgelegenen schwarzen Lavasandbuchten, die dieser Region ihren ganz eigenen Charme verleihen. Und im Süden erinnern kilometerlange Sandstrände an die Karibik. Auf Fuerteventura finden sowohl Pauschalurlauber als auch Individualtouristen das richtige Fleckchen. Ein quirliges Stadtleben wie auf Gran Canaria oder Teneriffa allerdings findet man auf Fuerteventura eher kaum. Ob das nun ein Vorteil oder ein Nachteil ist, darf jeder für sich selbst entscheiden…

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Von Armut zur Touristenhochburg: Fuerteventuras Wandel und Identitätsbewahrung

Der spanische Dichter, Schriftsteller und Philosoph, Miguel de Unamuno y Jugo, schrieb 1924 über Fuerteventura: Eine Wüste ist dieser erhabene und geliebte, weltabgeschiedene Erdenfleck – eine der Inseln, die man einst die Glückseligen nannte – ein nacktes, skeletthaftes, karges Land aus nichts als Knochen, ein Land, das eine ermüdete Seele zu stählen vermag.

Die noch in den sechziger Jahren unter Armut leidende Insel hat sich in den letzten 50 Jahren zu einer Touristenhochburg gewandelt. Eine Oase in der Wüste der Zivilisation. All die Sonnenhungrigen und Surfbegeisterten, die heutzutage hergeflogen kommen, schätzen an Fuerteventura: die Urwüchsigkeit, die auf Sand, Stein und Strauchwerk minimierte Landschaft, inmitten des Ozeans, die herbe Symphonie aus fast weißem Strand, dunkelblauem Himmel, blaugrünem Meer, braungelber Steppe und grauschwarzem Geröll. Neben ihren vielen Vorteilen für die heimische Wirtschaft, unterliegt Fuerteventura aber auch den Zwängen der Tourismusbranche und muss darauf achten, dass sie ihre Identität nicht gänzlich verliert und zu ihrem Sklaven wird!

Wandern auf Fuerteventura: Das Gebiet

Geografie

Fuerteventura, die älteste der Kanarischen Inseln, ist vor rund 16,000.000 Jahren entstanden. Die zu Spanien gehörende Insel hat 231 km Küste, liegt am dichtesten von allen Kanarischen Inseln vor Afrika, rund 100 km vor der marokkanischen Küste. Sie hängt geografisch mit Lanzarote zusammen, da beide auf dem gleichen Vulkansockel stehen, mit nur 40–50 m Meerestiefe dazwischen. Von ihrer südlichen Nachbarinsel Lanzarote trennt Fuerteventura ein Meeresarm von knapp 11 km, an seiner engsten Stelle. Die Fläche von Fuerteventura beträgt 1660 km², bei 96 km Länge und 28 km maximaler Breite und 6 km minimaler Breite. Der höchste Berg ist mit 807 m der Pico de la Zarza, im Süden auf der Halbinseln Jandía gelegen.

Fuerteventura, wie alle anderen Kanarischen Inseln, ist vulkanischen Ursprungs. Die ersten Eruptionen fanden tief im Meer statt, die Felsformationen wurden anschließend an die Meeresoberfläche gedrückt. Diese frühen Ausbrüche zeigen sich in den typischen sanften Hängen des zentralen Bergmassivs bei Betancuria. Spätere Vulkanausbrüche – diese fanden über dem Meeresspiegel statt – weisen die typische Form eines Vulkans auf. Der jüngste Ausbruch auf Fuerteventura liegt etwa 4000–5000 Jahre zurück, da wo sich heute La Olivia befindet. Bei den meisten Wanderungen aus diesem Buch kann man immer den Atlantik sehen. Niemals geht der Eindruck verloren, dass wir uns auf einer Insel befinden.

Geologie

Aufgrund von Erosion – Regen und starken Winden – wurde Fuerteventura über die Jahrmillionen weitgehend abgetragen und weist daher relativ flache Berge auf, die durch seichte Bergrücken charakterisiert sind. Im krassen Gegensatz stehen die Gebirge der nur 2,000.000 Jahre jungen, gebirgigen, westlichen Kanaren. Durch Neuzeitausbrüche, die fast bis in unsere Zeit hineinreichen, fand eine gewisse Verjüngung statt, welche aber nur die Regionen im mittleren und nördlichen Teil der Insel betrifft. Dort hinterließen Vulkanausbrüche ausgedehnte Lavafelder, die als Malpaís bezeichnet werden.

Das allvorherrschende Gestein ist Basalt, von dunkler Farbe, beim Erkalten bilden sich oft charakteristische vertikale Prismen. Der hellere Trachyt sowie andere vulkanische Gesteine kommen ebenfalls an einigen Orten vor. Im zentralen Bergmassiv bei Betancuria gibt es geologisch interessante sedimentäre Schichten, die sich mit unter dem Meer ausgetretener Lava vermischten. Dieses früher als Grundstock bezeichnete Gebiet stellt Teile der drei unter Wasser entstandenen Sockel der Insel dar, an dem die Natur viele Jahrmillionen gearbeitet hat, bevor die ersten Gesteine die Oberfläche des Ozeans erreichten und so die Entstehungsgeschichte von Fuerteventura einen weiteren Meilenstein erreichte.

Während die Westküste der Insel zum größten Teil steil und felsig ist, wird die Ostküste von flachen, ausgedehnten Stränden geprägt aus feinem, hellen Sand, der über Millionen Jahre hinweg aus Muscheln, Schnecken, Kalkalgen und anderen Meeresorganismen in den Flachmeerbereichen rund um die Insel gebildet und nicht, wie manchmal zu lesen ist, aus der Sahara herübergeweht wurde.

Fauna auf Fuerteventura

Durch die vulkanische Entstehungsgeschichte sowie die isolierte Lage der Insel entwickelte sich eine überschaubare Artenvielfalt. Dabei hatten die flugfähigen Tiere im Evolutionsprozess einen klaren Vorteil, ist doch die Tierwelt unter Wasser viel reicher an Nahrung als wie am Land. So repräsentieren die Vögel heute den größten Teil der Wirbeltierfauna von Fuerteventura.

Im Inselinneren kann man Wüstengimpel, Kanarenpieper, Wiedehopf, Kanaren-Schwarzkehlchen, Blesshuhn, Rostgans und die Stummel lerche beobachten. Der Wanderfalke und der Mäusebussard sind die wichtigsten Greifvögel. Fuerteventura ist die einzige der Kanaren, die noch einen nennenswerten Bestand an Schmutzgeiern hat. Dieser kleine Geier mit gelbem Schnabel und schwarzweißem Flugbild wird Guirre genannt und ist geschützt. Kohlraben sieht man eher selten.

Wichtig zu erwähnen sind Steppenvögel, die weite, karge Landschaften bewohnen. Zu ihnen gehören: die seltene Kragentrappe, der Triel, das Wüstenflughuhn und der Rennvogel.

Das auffälligste Säugetier, außer den vielen frei lebenden Hausziegen und wenigen Eseln, ist das Atlashörnchen, eine bodenbewohnende Hörnchenart, die vor 40 Jahren aus Nordafrika eingeführt wurde. Die Reptilien sind durch drei Arten vertreten: ostkanarische Eidechse, ostkanarischer Gecko und der seltene Skink.

Gezeiten und starker Wellengang erzeugen ein Mikroklima an Stränden und Küsten, in dem eine besonders angepasste Spezies existiert. Sie haben in dieser Gezeitenzone, mit seinen Brackwasserreservoirs, ideale Reviere gefunden mit reichlich Nahrung an kleinen, wirbellosen Tierarten. So kann man beobachten: die Zugvogelarten Regenbrachvogel und Steinwälzer, aber auch Seeregenpfeifer, den Triel oder die Flussseeschwalbe. Weiterhin nisten an den Küsten Sturmtaucher, Möwen und Sturmschwalben.

Die Unterwasserwelt von Fuerteventura zeichnet sich durch eine große Artenvielfalt aus. Diese natürlichen Schätze werden geschützt durch drei Schutzgebiete, besonders zu erwähnen ist das Europäische Natura 2000 Netzwerk. So werden Pflanzen, die Unechte Karettschildkröte und der große Tümmlerdelfin geschützt.

Wir Touristen registrieren dankbar, dass es auf der Insel keine Skorpione und keine Giftschlangen gibt! Gelegentlich überfallen Heuschreckenschwärme Fuerteventura und suchen die spärliche Inselvegetation heim.

Flora auf Fuerteventura

Fuerteventura hatte in der Vergangenheit eine üppigere Vegetation als heutzutage. Raubbau an den Wäldern – um den Brennholzbedarf für die Haushalte und die vielen Kalk-öfen zu decken -, exzessive Überweidung durch Ziegen degradierten das Eiland zu einer Wüsteninsel. Dattelpalmen, Wolfsmilchgewächse und Kakteen wehren sich standhaft gegen die Widrigkeiten der Natur.

So wird die Flora auf Fuerteventura vom Mangel an Wasser geprägt. Auch wenn es nahezu paradox klingt, wenn man auf der Wüsteninsel Fuerteventura von Feuchtgebieten spricht, so gibt es sie dennoch. Im Frühjahr nach niederschlagsreichen Wintern explodiert die Natur und dem Wanderer wird ein Blütenmeer präsentiert, auch Feuchtbiotope entstehen.

Im Bergland von Betancuria findet man das einzige Waldstück auf Fuerteventura, er besteht aus der Atlantischen Pistazie. In manchen Trockenflusstälern oder Schluchten stehen Palmenhaine aus kanarischer und echter Dattelpalme sowie Tamariskenwäldchen, die zu den besterhaltenen des kanarischen Archipels gehören. Vereinzelt wachsen auch Feigen und Johannisbrotbäume. Und seit 2010 werden Olivenbäume angepflanzt.

Es gibt gebietsweise auch mit einer Art Niederwald bestandene Hänge, in denen zwei Wolfsmilcharten überwiegen, die Balsamwolfsmilch und die König Juba Wolfsmilch. Dies sind zwei Sträucher, die schleimhautreizenden Milchsaft haben. Im Süden der Insel kommt auch die kanarische Kandelaberwolfsmilch vor, die man leicht für einen Kaktus halten kann.

Die Gefäßpflanzenflora von Fuerteventura umfasst über 700 Arten, die doch immerhin 1ein Drittel der über 2000 der auf Kanaren vorhandenen wachsenden Pflanzenarten repräsentiert. Darunter findet man über 20 endemische Pflanzen.

Besonders zu erwähnen sind der enzianblau blühende Jandía Natternkopf und die Wintermargarite.

Noch wenig erforscht sind die sogenannten Niederen Pflanzen wie Moose, Pilze, Flechten und Algen. Diese findet man auf den Wanderungen, es sind auffallende Flechten, die Felsen bunt ummanteln.

Durch die Gezeiten und den starken Wellengang entsteht an den Küsten ein Mikroklima mit Brackwassertümpeln, indem eine besonders angepasste Tier- und Pflanzenspezies ihren Lebensraum gefunden hat. Obwohl es den Anschein hat, dass in einem solchen Umfeld nur wenig Leben gibt, sind hier mehrere kleine Pflanzenspezies, viele wirbellose Tiere und seltene Vogelarten dort zu Hause. Aber nur salzverträgliche Pflanzen kleinen Wuchses gedeihen, die als Dickblattgewächse in ihren Blättern, Zweigen oder Stamm Wasser speichern. Zu ihnen zählen beispielsweise die Graue Gliedermelde und das Desfontaines Jochblatt.

Wandern auf Fuerteventura: Das Klima

Mit dem ausgeglichenen Klima und 300 Sonnentagen pro Jahr ist Fuerteventura das perfekte Wanderziel für das ganze Jahr. Auch in den Wintermonaten sind die Temperaturen durchwegs frühlingshaft. Das Thermometer steigt auf behagliche 20–24°, die Wassertemperatur liegt zwischen 17 und 19°. Im Sommer fällt auf Fuerteventura fast kein Regen. Dafür ist tagsüber aber die Sonneneinstrahlung sehr stark.

Diese Insel befindet sich im Einzugsgebiet der Passatwinde und des kühlen Kanarenstroms. Die Nordostwinde, deren Ursprung im Hochdruckgebiet der Azoren liegt, sorgen dafür, dass es nicht zu heiß wird. Regen fällt in den Monaten November bis März. Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge von 135 mm liegt weit unter mitteleuropäischem Maß. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die mittlere jährliche Niederschlagsmenge 830 mm. Unter allen Kanarischen Inseln hat Fuerteventura die geringste Niederschlagsmenge. Schläft der kühlende Wind aber mal ein, so wird es schnell sehr heiß und das Wandern kann zur Qual werden. Diese Wetterlage ergibt sich bevorzugt in den Monaten Oktober und November. Ein besonderes Wetterphänomen ergibt sich, wenn der Wind auf Ost oder Südost dreht und afrikanische Hitze, direkt aus der Sahara, die Temperaturen bis auf 43° hochtreibt. In diesen sehr wenigen Tagen ist Wandern unmöglich.

Da die Berge auf Fuerteventura niedrig sind, können sich die Passatwolken nicht an ihnen stauen, sowie auf anderen Kanarischen Inseln. Trotzdem gibt es regelmäßig in den Wintermonaten Nebel, in den Höhen des Jandia-Bergmassivs sowie Teilen des Gebirgsmassivs um Betancuria. Bei einem Wanderurlaub gilt es abzuwägen, ob man lieber im Sommer und Herbst im warmen Ozean baden möchte, oder im Frühjahr die Natur mit ihren Blüten erleben möchte. Urlauber aus Europa bevorzugen die Wintermonate, um in der dunklen Jahreszeit diese Sonne genießen zu können.