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Wandern im Berner Oberland

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Wanderguide
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Der südliche, in den Alpen gelegene Bereich des Kantons Bern gilt als eine der schönsten Landschaften Europas. Das Berner Oberland reicht vom Ursprung der Aare in der Nähe des Grimselpasses bis ins Saanenland an der Sprachgrenze zur Romandie, von den Waldhügeln um den Thunersee bis zu den Gletschergipfeln am Hauptkamm der Berner Alpen. An Tagen mit klarer Luft erblickt man dort schon von Bern aus sechs Viertausender (Schreckhorn, Finsteraarhorn, Gross Fiescherhorn, Mönch und Jungfrau), aber auch das Wetterhorn, die berühmt-berüchtigte Eigernordwand, die sagenumwobene Blüemlisalp, die hohen Berge um Kandersteg und das Stockhorn.

Im Verlauf seiner zweiten Schweizreise kam Johann Wolfgang von Goethe im Herbst 1779 auch ins Berner Oberland. Damals war das Hochgebirge noch kaum erschlossen, gefürchtet wegen seiner tückischen Gefahren und verschrien als Sitz furchterregender Fabelwesen. Selbst in Goethes Spätwerk liest man noch über „diese Zickzackkämme, diese widerwä igen Felsenwände, diese ungestalteten Granitpyramiden, welche die schönsten Weltbreiten mit den Schrecknissen des Nordpols bedecken“. Andererseits berichtete der Reisende aus Weimar in einem Brief an Charlotte von Stein begeistert von seiner Wanderung über die Grosse Scheidegg, während ihn der 297 Meter hohe Staubbachfall bei Lauterbrunnen („ein sehr erhabener Gegenstand“) zu einem seiner berühmtesten Gedichte inspirierte: „Gesang der Geister über den Wassern“.

Dies ist nur ein Beispiel für jenen Wandel der Wahrnehmung, mit dem im Berner Oberland – früher als anderswo – die touristische Entwicklung begann. Beflügelt wurde diese Erfolgsgeschichte von der ursprünglich aristokratischen Idee der „Grand Tour“ durch Europa, dem Aufkommen des Alpinismus und nicht zuletzt durch den Bau spektakulärer Eisenbahnstrecken. Das Wichtigste war jedoch die Erschließung dieser wunderbaren Region durch Hütten und der Ausbau der alten Berg-, Pass- und Zügelwege. Auf diesen findet man bis heute Relikte aus jenen Zeiten, in denen die Alpen noch kein „Playground“ waren, sondern eine einsame und entbehrungsreiche Arbeitswelt.

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Wandern im Berner Oberland: Thunersee, Interlaken, Brienzersee

Das schönste Entrée in dieses hochalpine Wunderland bilden wohl die Stadt Thun und der 17,5 Kilometer lange Thunersee, an dem man erst jüngst Reste von Pfahlbauten und bronzezeitlichen Siedlungen entdeckte. Den Übergang zum östlich davon gelegenen, 14 Kilometer langen Brienzersee bietet das sogenannte Bödeli, eine Schwemmebene mit dem weltbekannten Tourismusort Interlaken und der Burgruine Unspunnen, die durch die gleichnamigen Feste ab 1805 Popularität erlangte. Die Berge im Norden der Seen gehören zu den Emmentaler Alpen, wo auf dem 2.349 Meter hohen, durch eine Zahnradbahn erschlossenen Brienzer Rothorn die Grenzen der Kantone Bern, Luzern und Obwalden zusammentreffen.

Wandern im Berner Oberland: Simmental, Diemtigtal, Saanenland

Das schon 1175 als septem valles („Sieben Täler“) erwähnte Simmental führt von Wimmis zwischen den Berner und den Freiburger bzw. Waadtländer Alpen nach Westen. Bei Boltigen wendet es sich südwärts nach Lenk („an der Lenk“), wo die 55 Kilometer lange Simme aus den Felsen des 3.244 Meter hohen Wildstrubels sprudelt. Die bei Zweisimmen einmündende Kleine Simme entspringt am Sattel der Saanenmöser, über den man ins westlich benachbarte Tal der Saane gelangt. Neben der Nobeldestination Gstaad findet man dort auch so zauberhafte Dörfer wie Saanen und Gsteig unter dem Sanetschpass zwischen dem Diablerets-Massiv und dem 3.248 Meter hohen Wildhorn.

Wandern im Berner Oberland: Kandertal, Adelboden

Die 47 Kilometer lange Kander mündet zwischen Thun und Spiez in den Thunersee – aber erst seit 1714, als mit dem Kander-Durchstich die Überschwemmungsgefahr auf der Thuner Allmend gebannt wurde. Durch den unteren Talabschnitt, das Frutigtal, und das eigentliche Kandertal am Oberlauf des Flusses führt die spektakuläre Strecke der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) zum Nordportal des 14,6 Kilometer langen Lötschbergtunnels. Glanzpunkte rund um Kandersteg bilden das wilde Gasterental, der Oeschinensee und der 2.314 Meter hoch gelegene Gemmipass. Auch das bei Reichenbach einmündende Kiental und Tal der Engstlige, das bei Frutigen nach Adelboden abzweigt, weisen (hoch-)alpinen Charme auf – beide sind auch durch ihre Schluchten und Wasserfälle bekannt.

Wandern im Berner Oberland: Die Jungfrau-Region

In Bönigen bei Interlaken mündet die Lütschine in den Brienzersee. Der Name des kleinen Flusses geht laut Wikipedia auf den keltischen Begriff leucos oder leuca zurück, was soviel wie „weiss“ oder „hell, glänzend“ bedeutet. Acht Kilometer weiter südlich deutet der Name der Ortschaft Zweilütschinen darauf hin, dass dort die Schwarze und die Weisse Lütschine zusammenfliessen – letztere ist, rein etymologisch betrachtet, als „Weisse Weisse“ ein sogenannter Pleonasmus. Aber es wird auch wirklich sehr hell und weiss, wenn man weiter ins Lauterbrunnental vordringt und seinen Blick nach oben hebt: Da steht die vergletscherte Jungfrau – und ihr Gipfel befindet sich mehr als drei Kilometer über dem Talboden.

Der Berg ist die „Namenspatronin“ der gesamten Tourismusregion, zu der auch die autofreien Orte Wengen und Mürren sowie Grindelwald im Tal der Schwarzen Lütschine gehören. Dort steht ein weiterer berühmter Berg im Zentrum der Aufmerksamkeit: der Eiger. Zwar fehlen seinem Gipfel 33 Meter auf die Viertausenderwürde, doch das macht er mit seiner vier Kilometer breiten und fast 1.700 Meter hohen Nordwand locker wett. Bekannt wurde diese allerdings nicht wegen ihrer Schönheit, sondern durch die zahlreichen Tragödien, die sich beim Versuch ihrer Erstdurchsteigung ereigneten.

Gelungen ist das Husarenstück erst 1938 den deutschen Kletteren Anderl Heckmair und Ludwig Vörg sowie den Österreichern Fritz Kasparek und Heinrich Harrer. Sie stiegen in zwei getrennten Seilschaften ein und erreichten den Gipfel gemeinsam nach drei Biwaknächten. Den Vorwurf, die Wand nur für Hitler durchstiegen zu haben, bestritten die Erstbegeher bis zu ihrem Tod. Tempora mutantur: 2015 schaffte der (inzwischen im Himalaya tödlich abgestürzte) Schweizer Speed-Solokletterer Ueli Steck die eckmairroute durch die Eigernordwand in zwei Stunden, 22 Minuten und 50 Sekunden.

Wandern in der Jungfrau-Region

Viel gemächlicher sind die vielen Wandernden auf dem rund 500 Kilometer langen Wegnetz unterwegs. Auto braucht’s auch keines für die An- und Abreise, denn kaum ein Gebiet ist so perfekt mit Bahnlinien und Luftseilbahnen erschlossen wie die Jungfrau-Region: Die 1890 eröffnete, schmalspurige Berner Oberland-Bahn (BOB) startet im Bahnhof Interlaken Ost – meist mit zwei zusammengekoppelten Zuggarnituren, die ab Zweilütschinen getrennt nach Lauterbrunnen bzw. Grindelwald fahren. Über die 2.061 Meter hoch gelegene Kleine Scheidegg verbindet diese beiden Orte die Wengernalpbahn (WAB). Diese 19,11 Kilometer lange Strecke, die 1893 in Betrieb ging, ist die längste durchgehende Zahnradbahn der Welt. Diesen Superlativ toppt noch die zwischen 1896 und 1912 erbaute Jungfraubahn: Sie führt von der Kleinen Scheidegg über einen Höhenunterschied von fast 1400 Metern und durch einen fast sieben Kilometer langen Tunnel im Inneren des Eigers zur 9,34 Kilometer höchstgelegenen Eisenbahnstation Europas auf dem Jungfraujoch.

Dagegen nimmt sich die nur vier Kilometer lange, ebenfalls schmalspurige Strecke Bergbahn Lauterbrunnen – Mürren (BLM) beinahe wie eine Modelleisenbahn aus – dafür verbindet sie die Stationen von zwei Luftseilbahnen, mit denen man die etwa 800 Höhenmeter zwischen dem Lauterbrunnental und der Sonnenterrasse von Mürren überwindet. Wege mit Bahnanschluss gibt’s also genug!

Wandern im Berner Oberland: Haslital, Sustenpass, Grimselpass

Die östlichste Region des Berner Oberlands ist das Haslital am Oberlauf der Aare zwischen den höchsten Gipfeln der Berner und den nicht weniger wilden Urner Alpen. Die Sage erzählt, dass dieses Gebiet während der Völkerwanderung durch Schweden oder Friesen besiedelt wurde. Im Norden des 2164 Meter hoch gelegenen Grimselpasses dominieren heute Kraftwerksanlagen mit grossen, hochalpinen Stauseen, die zu den komplexesten Wasserkraftsystemen der Welt zählen. Das Dorf Guttannen („ze den guoten Tannen“), das im engen Talgrund unter riesigen Bergflanken liegt, wird bis heute von Lawinen und Muren bedroht – ebenso wie auch Gadmen unter dem östlich benachbarten Sustenpass, das seinen Namen vom althochdeutschen gadum (= Stall, Scheune, kleines Haus) herleitet. Kein Wunder also, dass der einstige Amtsbezirk Oberhasli um den Hauptort Meiringen der zweitgrösste im Kanton Bern war, einwohnermässig jedoch auf dem drittletzten Platz lag. Wanderer und Bergsteiger freut diese Einsamkeit jedoch; sie finden hier, zwischen Granitriesen und Dolomitwänden, einige der stillsten und wildesten Abschnitte der schweizerischen Bergwelt.