Familie Zanatta und Tecnica
Es gab mehrere Interessenten an der Schuhfabrik, schließlich erhielt die italienische Firmengruppe Tecnica den Zuschlag. Das Familienunternehmen war zu einer ähnlichen Zeit und mit ähnlichen Produkten wie LOWA entstanden. Es hatte sich ab 1930 aus einer kleinen italienischen Schusterwerkstatt entwickelt. Der heutige Senior der Familie, Giancarlo Zanatta, arbeitete bereits als Jugendlicher in der Werkstatt seines Vaters. Gemeinsam mit seinem Bruder erweiterte er den Betrieb dann zu einer größeren Schuhfabrik für Bergschuhe, Skischuhe und Après-Ski-Schuhe. Der internationale Durchbruch gelang der Firma 1970 mit der Erfindung der Moon Boots.
Mit dem Kauf der Mehrheitsanteile von LOWA sicherte sich Tecnica eine wichtige Stellung innerhalb des Alpinschuhmarktes. Ebenfalls beteiligt an LOWA ist seit dieser Zeit Werner Riethmann, der bald nach dem Verkauf zurückkehrte und damit sozusagen ein zweites Mal bei LOWA anfing. Die Zusammenarbeit zwischen Tecnica und LOWA stand von Beginn an unter einem guten Stern. Eine langjährige Mitarbeiterin erinnert sich besonders gerne an das erste gemeinsame Fest, die Geburtstagsfeier 70 Jahre LOWA. „Das war ein tolles Fest. Die Jetzendorfer Haus- und Hinterhofmusikanten spielten auf, das gefiel unseren italienischen Geschäftspartnern besonders gut. Es gab es Polonaisen durch den ganzen Saal, alt und jung, Jetzendorfer und Italiener, alle zusammen. Da war wirklich eine gute Stimmung.“
Die Mitarbeitenden bei LOWA und die Gemeinde Jetzendorf waren nach dem Verkauf trotzdem unsicher. Wie geht es längerfristig weiter? Bleibt LOWA in Jetzendorf? Wird Tecnica das Produktangebot verändern? Das neue Führungsteam bei LOWA zeigte bald: LOWA bleibt eine Alpinschuhfabrik und LOWA bleibt in Jetzendorf. Allerdings zog der Bereich LOWA Skischuhe nach Italien zu Tecnica. Da die Entwicklung und Produktion von Skistiefeln aufwändig sind, erschien es wenig sinnvoll in einer Firmengruppe zwei Skischuh-Standorte zu betreiben. LOWA-Skistiefel wurden noch über zehn Jahre bei Tecnica gefertigt. 2008 wurde die Produktion der Skistiefel beendet.
Ein Kultschuh, der Geschichte schrieb
In den Jahren bis 1997 waren die Menschen in den Bergen mit festen Bergschuhen unterwegs, welche entweder in der zwiegenähten oder klebegezwickten Bauweise hergestellt wurden. Was fehlte, waren Schuhe, welche auch für kleinere Ausflüge und Tagestouren geeignet waren. Sie sollten also nicht so schwer, aber trotzdem stabil sein. LOWA-Geschäftsführer Werner Riethmann tüftelte daher gemeinsam mit seinem Entwicklungsteam an einer Idee. Warum nicht einfach die Sohle direkt anspritzen, anstatt sie zu verkleben? Eine Technologie, welche bereits im Freizeitschuh-Segment seine Anwendung fand. Aber funktioniert dies auch bei Wanderschuhen?
Das LOWA-Entwicklungsteam probierte es einfach aus. So entstand das Modell RENEGADE. Zu Beginn wurde die Idee lediglich belächelt und als „unverkäuflich“ abgetan. Doch wie die vergangenen 25 Jahre zeigen sollten: es hat mehr als nur funktioniert. Der RENEGADE ging seitdem über 12 Millionen Mal über die Ladentheke und ist damit einer der meistverkauften Outdoor-Schuhe in Europa.