Genussradfahren in Skåne

Endlose Sandstrände, verschlafene Fischerdörfchen und Spuren aus der Wikingerzeit – Skåne gilt als eine der schönsten Urlaubsregionen Schwedens. Das trifft auch auf Reisen mit dem Fahrrad zu, wie eine E-Bike-Tour entlang der schwedischen Südküste zeigt.

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Das Landhotel Drakamöllan ist ein wirklich gemütlicher Zwischenstopp auf dem Weg. | © Werner Müller-Schell

Die Packtaschen abladen, die Räder verstauen und schnell hinein ins Warme. Immer der Nase nach, dem Duft der frisch gebackenen Zimtschnecken folgend. Den Zeitpunkt für unsere Ankunft im Drakamöllan Gårdshotell hätten wir uns nicht besser aussuchen können. Bereits auf den letzten Kilometern hin zu unserem Tagesziel hat der Wind deutlich aufgefrischt. Jetzt, als wir das malerisch gelegene Landgut erreichen, setzt der seit Stunden angekündigte Regen ein. „Ihr kommt gerade richtig. Drinnen wartet schon eine kleine Stärkung auf euch“, ruf uns eine Dame am Eingang zu. Ingalill Thorsell ist die Besitzerin des kleinen Hotels. Noch während wir uns unserer Regensachen entledigen und es uns im urig eingerichteten Speisesaal gemütlich machen, versorgt sie uns mit Tee und Gebäck. Wir schmunzeln. Es ist die perfekte Belohnung nach einer langen Tour, unterwegs auf Sydkustleden & Sydostleden.

Der Herbst in Skåne ist mild. Entlang der Sydkustleden sehen wir ab und zu die Sonne. | © Werner Müller-Schell

Die Ankunft im Drakamöllan Gårdshotell fällt auf den dritten Tag unserer Schnupperradreise entlang der schwedischen Südküste. Gestartet sind wir ursprünglich in Helsingborg. Von der Küstenstadt aus fahren wir am Ostufer des Öresund entlang nach Landskrona und reisen dann weiter über Trelleborg und Ystad bis nach Kristianstad. Auf den knapp 250 Kilometern wollen wir sowohl den Sydkustleden als auch den Sydostleden erkunden – zwei der bekanntesten Fernradwege Schwedens. Das Besondere: Wir unternehmen unsere Tour Anfang Oktober. Normalerweise gilt der Sommer als Hauptreisezeit für Schwedens südlichste Region, wir wollen Skåne und seine endlosen Sandstrände, verschlafenen Fischerdörfchen und historischen Plätze im Herbst erleben – abseits der großen Touristenströme.

Paradies für Geschichts- und Kulturinteressierte

Pålsjöbaden im Norden Helsingborgs ist ein über 100 Jahre altes Kaltbadehaus. | © Pålsjöbaden

Det finns inget dåligt väder, bara dåliga kläder“, sagt ein schwedisches Sprichwort, das im Deutschen genauso funktioniert und das beim Reisen mit dem Fahrrad zum täglichen Brot gehört: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Bekleidung.“ Denn schon bei unserer Ankunft in Helsingborg stellen wir fest, dass der schwedische Herbst durchaus seine Launen haben kann. Rund 15 Regentage pro Monat gibt es in Skåne zu dieser Jahreszeit, zum Start erwischen wir direkt einen davon. Doch schnell lernen wir, dass der Regen kein Problem ist – wenn man sich mit ihm arrangiert. Skåne hat dafür die besten Voraussetzungen: Im Pålsjöbaden, einem Kaltwasserbad, erleben wir die schwedische Saunakultur. Und an unserem Tagesziel in Landskrona erwartet uns ein Hotel mit Rooftop-Pool. Das Versprechen einer Genussradfahrt – Skåne löst es früh ein.

Langhaus bei dem Wikingermuseum Trelleborgen. | © Werner Müller-Schell

Doch es sind nicht nur diese Genuss-Stopps, die die Zeit im Sattel kurzweilig machen. Der Sydkustleden entpuppt sich auch als Paradies für Geschichts- und Kulturinteressierte: In Landskrona erfahren wir mehr über die historischen Beziehungen zwischen Dänemark und Schweden. In Trelleborg besuchen wir das Freilichtmuseum Trelleborgen, eine rekonstruierte Wikinger-Festung. Und in Ystad, dem Zielort des zweiten Tages, wandeln wir auf den Spuren von Henning Mankells Krimis rund um den berüchtigten Kommissar Wallander. Stilecht kommen wir in dem alten Bahnhofsgebäude unter, das in den Wallander-Filmen als Polizeidienststelle dient und das heute eine urige Frühstückspension ist. Es ist bei weitem nicht die einzige Wallander-Sehenswürdigkeit in der Hafenstadt.

Rennen gegen den Sturm

Niemand weiß, wer die geheimnisvollen Ales-Steine im Dorf Kåseberga vor etwa 1400 Jahren aufstellte und warum. | © Werner Müller-Schell

Unseren persönlichen Rad-Krimi erleben wir am nächsten Tag. Als wir hinter Ystad kurz stoppen, warnt uns ein Bauer vor einer Regenfront – Sturmwarnung inklusive. Wir beeilen uns, eine Sehenswürdigkeit zieht uns allerdings länger in ihren Bann als geplant: „Ales stenar“. Mit 67 Metern Länge und 19 Metern Breite handelt es sich um eine der größten erhaltenen Schiffssetzungen in Skandinavien.

Jon Lindberg empfängt uns bei Jord och bord. | © Werner Müller-Schell

Ein weiteres Highlight ist der Mittagsstopp: In Örnahusen haben Jon Lindberg und seine Frau Giovanna ein vegetarisches Restaurant gegründet Jord och Bord – inklusive Küchengarten. Dort bauen sie ihre Zutaten selbst an, allesamt nach biologischen Prinzipien. Dass Kulinarik-Fans in Skåne auf ihre Kosten kommen, erleben wir auch wenig später im Drakamöllan Gårdshotell: Während der Himmel inzwischen seine Schleusen geöffnet hat, werden wir von der Besitzerin Ingalill Thorsell mit einem Dreigänge-Menü verköstigt. Stolz zeigt sie uns ihre Kochbücher, die in Schweden sogar Preise gewonnen haben.

Die Umgebung wechselt zwischen Wald und Ackerland. | © Werner Müller-Schell

Gestärkt vom Schlemmermenü, begrüßt uns der schwedische Herbst am nächsten Morgen von seiner prächtigsten Seite. Unser Finale findet auf dem Sydostleden statt. Ähnlich wie der Sydkustleden ist auch dieser Radwanderweg so gebaut, dass Radfahrende die Natur möglichst unbehelligt vom Autoverkehr genießen können.

Wir haben den schönen Strand von Friseboda ganz für uns allein. | © Werner Müller-Schell

Im Naturschutzgebiet Friseboda radeln wir direkt am Meer entlang, erst in Åhus treffen wir wieder auf die Zivilisation. 20 Kilometer später erreichen wir in Kristianstad unser Ziel. Der surrende E-Bike-Motor bekommt auf diesem Abschnitt noch einmal kräftige Unterstützung vom Rückenwind. Es ist ein perfektes Ende für unsere Tour – und die perfekte Gelegenheit, um das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen. Angefangen beim regnerischen Start in Helsingborg bis hin zur beeindruckenden Natur Skånes und der Gastlichkeit des Landes. Aufgrund dieser besonderen Mischung – da sind wir uns schnell einig – ist Skåne wahrscheinlich der ideale Ort für Genusstouren mit dem Fahrrad. Denn bei einer Radreise geht es nicht nur darum, von A nach B zu kommen, sondern vor allem um das, was dazwischenliegt. Und davon hat Südschweden viel zu bieten.

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