Wir starten unsere Wochenendtour vom Bahnhof Brühl aus auf die Max-Ernst-Allee Richtung Köln mit dem Ziel Fühlinger See. Dann geht es weiter nach Knechtsteden zum Kloster, wo wir übernachten. Am nächsten Tag führt uns unsere Tour über Bergheim zur Burg Hemmersbach und zurück zum Brühler Bahnhof.
TAG 1: 1 / Brühl Bahnhof
Im Altertum führten durch das heutige Brühler Stadtzentrum römische Staatsstraßen und es gab erste Gutshöfe, vermutlich bereits im 1. Jahrhundert. Mit dem nahen Colonia (Köln) und dem ebenfalls nicht weit entfernten Bonna (Bonn) war Brühl ein strategisch wichtiger Ort. Hinzu kam etwas später der Bau der Eifelwasserleitung, eines römischen Aquädukts zur Versorgung der Stadt Köln mit Trinkwasser. Die unweit vorbeiführende Fernstraße von Köln nach Trier und die heutige Bonnstraße waren ursprünglich Römerstraßen, von denen die Erstere heute den Namen Römerstraße trägt. Beigaben aus römischen Gräbern und andere Artefakte sowie im Stadtgebiet ausgegrabene antike Relikte werden im Rheinischen Landesmuseum in Bonn aufbewahrt. Eine Besiedelung der Brühler Region in römischer Zeit ist aufgrund dieser Funde unumstritten. Im 13. Jahrhundert waren die Kölner Erzbischöfe und Kurfürsten nicht gern in Köln gesehen, weil sie ihren Machtmissbrauch auf die Spitze getrieben hatten und die Kölner sich das nicht länger gefallen ließen (Schlacht bei Worringen). Daher wurde Brühl der bevorzugte Aufenthaltsort der Kölner Erzbischöfe, die zu dieser Zeit auch gleichzeitig die Funktion eines Kurfürsten innehatten. 1284 ließ der damalige Erzbischof gegen die Stadt Köln in Brühl eine Wasserburg bauen, die 1290 vollendet wurde. Er verlieh Brühl 1285 schließlich Stadtrechte und übertrug gleichzeitig dem Schöffenrat nach Stadtrecht Selbstverwaltung und Rechtsprechung. Die Stadt wurde zu einer der stärksten Landesfestungen von Kurköln ausgebaut und Sitz des Amtmanns des Amtes Brühl. 1530 wurde Brühl fast vollständig durch einen Brand zerstört. Deshalb wurde ab 1567 Bonn zum Sitz der kurkölnischen Landesregierung. Der Kurfürst selbst residierte jedoch während der Sommermonate weiterhin in Brühl, da das Schloss offensichtlich nicht zerstört worden war. Der Mitte des 19. Jahrhunderts eröffnete Bahnhof ist ein klassischer Durchgangsbahnhof. Die Stadt Brühl ist als Wohnsitz sehr begehrt. Viele Villen in schöner Architektur, eine gepflegte und entspannte Atmosphäre in der Altstadt sowie natürlich das weltweit bekannte Schloss Augustusburg aus der Zeit des Rokoko machen diese Stadt zu einem sehenswerten und lebenswerten Ort. Für Kunstinteressierte ist ein Besuch im Max-Ernst-Museum sehr empfehlenswert. Er war Mitbegründer des Dada und des Surrealismus in Köln und Paris Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit Angang 30 übersiedelte Max Ernst nach Paris, um dort permanent leben und arbeiten zu können. In den 1930er- und 1940er-Jahren lebte er in den Vereinigten Staaten von Amerika. Er hatte es geschafft, den Nazis zu entkommen. Später zog er nach Paris zurück, wo er 1976 starb. Seine Kunst bleibt unvergessen. Schloss und Museum liegen beide gleich in der Nähe des Bahnhofs. Brühl ist heute eine fahrradfreundliche Stadt mit vielen Radwegen und verkehrsberuhigten Straßen. Der Begriff Brühl ist übrigens ein altes Wort für Wiesen, Wald oder Feuchtgebiete. Um Brühl herum befinden sich einige kleinere Seen, wie der Heider Bergsee oder der Liblarer See.
2 / Fühlinger See
Vom Bahnhof Brühl geht es nach Norden, für 10 km über eine ähnliche Strecke wie gegen Ende von Tour 19. Statt dann aber den Äußeren Grüngürtel zu queren, folgen wir ihm nach Nordwesten. Den gesamten Bogen ausfahrend, wenden wir uns nach dem Autobahnkreuz Köln-Nord und dem Bahnhnof Köln-Longerich nach Norden, wo wir nach insgesamt ca. 27,5 km wir den 1912 aus dem Fühlinger Heidekies ausgebaggerten Fühlinger See erreichen. Er erstreckt sich über 100 Hektar und ist in mehrere Seen unterteilt, die mit Sandstränden und den dazugehörigen gastronomischen Angeboten verschiedenen Nutzungsarten zugeordnet sind. So gibt es den Anglersee, Surfersee, Bootssee, Ruder- und Kanusee. Der Fühlinger See hat eine Tiefe von ca. 10, manchmal bis zu 20 m. Die Regattastrecke hat eine Gesamtlänge von 2300 m und eine Breite von 130 m. Auf ihr stehen sechs Bahnen à 2000 m zur Verfügung. Eine siebte Bahn dient der Zufahrt zum Startbereich. Finden keine Regatten auf der Strecke statt, so gilt, dass die Bahnen 7, 6 und 5 nur in Fahrtrichtung Start, die Bahnen 1, 2 und 3 nur in Fahrtrichtung Ziel befahren werden dürfen. Die Bahn 4 ist für das Training gesperrt. Diese Regelung dient der Kollisionsvermeidung und ermöglicht eine weitgehend sichere Durchführung der Trainingseinheiten und Vorbereitungen für die kommende Regatta. Der Fühlinger See wird von Grundwasser gespeist und ist nur 2 km vom Rhein entfernt. Die Schwankungen des Wasserspiegels sind auch abhängig vom Pegel des Rheins, diese können bis zu 2 Meter betragen. Bis zu 80.000 Menschen nutzen diesen See in der Hochsaison. Das stellt ein erhebliches Problem für die Wasserqualität dar. Viele Schadstoffe gelangen, nicht zuletzt verursacht durch den Gebrauch von Sonnencremes und dem unachtsamen Entsorgen diverser Abfälle, in den See und machen aus dem zu Beginn der Saison sauberen Gewässer eine Art Kloake. Vielleicht braucht es ja hier einen "Schein" zur naturgerechten Nutzung des Sees: einen Seeschein. Im Fühlinger See ist das Baden nur in dem als Freibad abgetrennten Bereich in See 5 gestattet. Zudem werden hier viele Großveranstaltungen in den Bereichen Musik, Kultur und Sommerkarneval angeboten. Viele Kölnerinnen und Kölner verbringen ihre Wochenende hier, sie lieben die Kombination von Sonnenbad, Schwimmvergnügen und Genuss. Auch ein ausgedehnter Spaziergang oder eine ausgiebige Wanderung tragen zur Erholung bei und bieten ringsum einen wunderbaren Blick auf einen vielfältigen Baumbestand sowie auf eine Vielzahl an hiesigen Vogelarten.
3 / Kloster Knechtsteden
Vom Fühlinger See radeln wir weiter nach Nordwesten, über Blumenberg und Roggendorf/Thenhofen und hinter der A 57 hinein in den Wald von Chorbusch. Durch die Blechhofsiedlung gelangen wir zum Kloster Knechtsteden Dormagen. Die Klosteranlage wurde im 12. Jahrhundert auf einer Anhöhe neben der Senke eines ehemaligen Rheinarmes im romanischen Stil errichtet. Im 13. Jahrhundert durch diverse Schlachten zerstört, wurden das Kloster sowie die Basilika sodann im 14. Jahrhundert im gotischen Stil neu errichtet. Auch das Kloster fiel der Säkularisation zum Opfer und wechselte mehrfach den Besitzer. Im 19. Jahrhundert konnte die Anlage dann mit Erlaubnis der Preußischen Regierung von einer römisch-katholische Ordensgemeinschaft erworben werden, die auch aktuell Eigentümer der Klosteranlage ist. Wallfahrten, Musikveranstaltungen und das jährliche Oktoberfest finden hier statt. Das 1992 ins Leben gerufene Festival Alte Musik hat überregionalen Bekanntheitsgrad. Neben einigen Bildungseinrichtungen können sich angehende Augenoptiker berufsbegleitend auf die Meisterprüfung vorbereiten. Überdies gibt es hier jede Menge zu entdecken: Hofladen mit biologisch angebauten und Fair-Trade-Produkten wie Honig und Kräuter, ein Kleiderstübchen, eine Fundgrube sowie eine Bibliothek und vieles mehr. Im Haus der Natur und im Obstsonnengarten lässt es sich prima relaxen. Übernachten können wir in der Pension Augenblick, die vom Bildungszentrum des Klosters betrieben wird. In dieser speziellen Atmosphäre kann man den Alltag hinter sich lassen und abtauchen in eine andere, interessante Welt.
TAG 2: 4 / Bergheim
Weiter geht’s nach einem ausgiebigen Frühstück durch Felder und Wiesen in südwestlicher Richtung und über Rommerskirchen nach Bergheim, das wir bei Kilometer 64 erreichen. Diese Stadt an der Erft ist die größte Kreisstadt im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen. Anhand von diversen Funden lassen sich die ersten Ansiedlungen bereits auf 4000 Jahre v. d. Z. datieren. Erwähnt wird Bergheim erstmals in einer Urkunde aus dem 11. Jahrhundert. Die Vogtei über die Bergheimer Grundherrschaft übten seit dem 13. Jahrhundert die Grafen von Jülich aus. Sie bauten hier eine Burg. Bergheim entwickelte sich aus einer Burgsiedlung und erhielt im 14. Jahrhundert die Stadtrechte. Deshalb befinden sich in und um Bergheim zahlreiche Schlösser, Burgen, Burgruinen sowie Gutshöfe, wie Schloss Paffendorf in Paffendorf bei Bergheim. Einige davon wurden in Wohnungen umgewandelt, andere können für diverse Events angemietet werden. In einem neuen Eventformat wird der Bergheimer Feierabendmarkt angeboten. Hier kann man nach Lust und Laune gute Drinks, leckeres Essen und Musik genießen. Übrigens, der Fußballspieler Lukas Podolski wuchs in Bergheim auf, spielte ab 1991 in der Jugendmannschaft des FC Jugend 07 Bergheim. 2006 wurde er zum besten Nachwuchsspieler der Fußball-Weltmeisterschaft gewählt. Podolski betreibt mittlerweile mehrere Eisdielen in Köln. Auch einige Radsportvereine sind in und um Bergheim beheimatet. Zudem besuchte der ehemalige Rennfahrer und Weltmeister Michael Schumacher in Bergheim ein Gymnasium.
5 / Burg Hemmersbach
Unsere Tour führt von Bergheim nach Südosten weiter entlang des Erftluftkanals. Am Rand von Quadrath-Ichendorf vorbei gelangen wir zur Burg Hemmersbach in Horrem, einem Ortsteil der Stadt Kerpen. Wir radeln hier durch eine sehr schöne Landschaft mit viel Grün rund um den Kanal. Nach mehreren Zerstörungen seit Ende des 1. Jahrhunderts wurde die neue Burg vermutlich im 14. Jahrhundert erbaut. Der Kaufpreis der Burg betrug im Jahr 2000 rund 18 Millionen Deutsche Mark, was heute vermutlich 20 bis 25 Millionen Euro wären. Seit einem Subventionsbetrugsverdacht ist die Burg im Privatbesitz und wird seit 2011 an das Französische Eventunternehmen Châteauform vermietet. In diesem Zusammenhang finden seit 2017 in der Burg Hemmersbach Unternehmensveranstaltungen statt. Von Führungskräfteseminaren über Weiterbildungen und Schulungen bis hin zu Firmenevents bietet das Unternehmen vielfältige Möglichkeiten einer Kombination aus firmenbezogenen Meetings mit Sport, Aktivitäten und natürlich gutem Essen an. Wir machen uns auf den Weg zurück zum Ausgangspunkt. Nach Süden verlassen wir Horrem, radeln am Rand des Naturschutzgebiets Parrig entlang und machen dann einen Schlenker nach rechts direkt ans Ufer der Erft, der wir nun nach links für 8 km folgen. Während wir am Wasser dahinradeln, taucht nach der nächsten großen Kreuzung links Schloss Türnich auf. An derselben Kreuzung könnten wir auch rechts zum Wassererlebnispark abbiegen. Wir verlassen die Erft nach links, queren die A 1 und radeln nach Liblar hinein. Zuerst vorbei am Liblarer See radeln wir durch ein seenreiches Gebiet. Am Ende des Bleibtreusees biegen wir nach rechts ab in Richtung Bahnhof Brühl.

Spaß am See