Die Zürcher Innenstadt gliedert sich – getrennt durch die Limmat – in zwei Teile.

Früher hiess das Zürich rechts der Limmat "Mehrere Stadt" – Grosse Stadt, das links der Limmat "Mindere Stadt – Kleine Stadt. Das durch keinen Krieg beeinträchtigte Zentrum bietet eine Fülle von Sehenswürdigkeiten – gotische Kirchen spiegeln in ihrer reformatorischen Umgestaltung die Stadtgeschichte, klassizistische Prunkbauten zeugen ebenso wie die Zunfthäuser vom Reichtum der Stadt, Denkmäler im öffentlichen Raum stammen von bekannten Künstlern. Die malerischen und geschichtsträchtigen Gassen und Plätze der Zürcher Altstadt rechts der Limmat bilden einen Kontrapunkt zur extravaganten Bahnhofstrasse links der Limmat – und die Lage am Fluss und See bezaubert immer wieder aufs Neue.

> Sie starten Ihren Rundgang am Hauptbahnhof links der Limmat:

Hauptbahnhof 1

1847 begann mit der Eröffnung der Spanischbrötlibahn, die

Zürich mit der Kurstadt Baden verband und mit der auch die spanischen Brötli, das beliebte Badener Hefegebäck, angeliefert wurde, das Bahnzeitalter in Zürich. Der Bahnhof von 1871 war neben der ETH und der Kreditanstalt eine der von Alfred Escher initiierten Zürcher Prunkbauten, errichtet von Jakob Friedrich Wanner unter Verwendung eines Entwurfes von Gottfried Semper.

Die 43 x 169 m prunkvolle neoklassizistische Bahnhofshalle ist die grösste der Schweiz, in ihr finden regelmässig unterschiedliche Veranstaltungen statt. Parallel zur Stadtentwicklung gewann auch der Bahnhof an Bedeutung, mit der ersten Eingemeindung von 1893 wurde der Bahnhof Zürich zum Hauptbahnhof. Da die Halle seit 1976 unter Denkmalschutz steht, wuchs der Bahnhof in den vergangenen Jahrzehnten vor allem in die Tiefe, in den unteren Etagen befinden sich Durchgangsbahnhöfe und die Railcity. Der Zürcher Hauptbahnhof zählt nicht nur zu den schönsten Bahnhöfen Europas, mit fast einer halben Million Passagieren täglich gehört er auch zu den meistfrequentierten Bahnhöfen der Welt.

Landesmuseum Zürich

Neben dem Hauptbahnhof liegt das Landesmuseum. Die Nationalbewegungen des 19. Jhs. erfassten auch die Schweiz und führten zur Einrichtung eines Ortes der nationalen Erinnerung, nach zähem Ringen konnte sich Zürich als Standort gegenüber Luzern, Basel und Bern durchsetzen. Das nach Plänen von Gustav Gull im Stil des Historismus erbaute Landesmuseum gilt seit seiner Eröffnung im Jahr 1898 als "Speicher der Nation". Der Bau gleicht einer Burganlage, 2015 wurde ein Erweiterungstrakt der Architekten Christ und Gantenbein mit hohen Betonwänden als expressives Gegenüber zum verspielten Märchenschloss errichtet. In den grossen Ausstellungsräumen werden zahlreiche Objekte der Kunst, des Kunsthandwerks und Gebrauchsgegenstände zur Geschichte, Religion, Politik und Wirtschaft der Schweiz gezeigt. Besonders eindrucksvoll sind die Originalräume wie ein Prunkzimmer mit Winterthurer Kachelofen

aus dem 17. Jh., der Rathaussaal von Mellingen oder das Wohnzimmer der letzten Äbtissin aus der Fraumünsterabtei von 1507.

Bahnhofstrasse

In der zweiten Hälfte des 19. Jhs. wurde das alte Kratzquartier zwischen Limmat, Schanzengraben und See gründlich umgestaltet, der Fröschengraben vor dem Bahnhof zugeschüttet, Moränenhügel abgetragen.

1859 eröffnete David Sprüngli am Neumarkt, heute Paradeplatz, sein exklusives Patisseriegeschäft in der Annahme, dass in der Nachbarschaft der neue Bahnhof gebaut würde. Er irrte, gebaut wurde 1865 die Bahnhofstrasse, ein neuer Finanz- und Verwaltungsdistrikt entstand. Sprüngli musste seine frühe Entscheidung nicht bereuen, die Lage mitten in der mondänen Bahnhofstrasse entpuppte sich auch ohne Bahnhof als hervorragend. Der mehr als 1 km lange Boulevard vom Bahnhof zum Zürichsee gilt heute als eine der teuersten Strassen der Welt mit luxuriösen Geschäften, exklusiven Restaurants und den grössten Banken.

Lindenhof 2

Am Lindenhof, einer in der Eiszeit entstandenen kleinen Anhöhe, begann Zürichs Geschichte: Auf einer keltischen Siedlung errichteten die Römer ihren Kontrollposten "Turicum", später die Franken ein Kastell. Nach dessen Schleifung wurde 1474 eine Grünanlage mit 52 Linden angelegt, der Brunnen stammt aus dem Jahr 1667. Der Lindenhof diente lange Jahre als städtischer Versammlungsort, 1798 war er Schauplatz des öffentlichen Schwurs auf die neue Helvetische Verfassung. Heute wird der ruhige Platz vor allem wegen der Aussicht auf die Limmat und die gegenüberliegende Altstadt geschätzt.

St. Peter

St. Peter ist die im Kern älteste Kirche der Stadt. Zur Römerzeit stand hier eine Jupitersäule, bei Ausgrabungen wurden auch Mauerreste eines karolingischen Saalbaus entdeckt. Das heutige Kirchenschiff wurde nach einem Grossbrand 1706 als erste pro

testantische Kirche neu errichtet, der Turm hingegen stammt aus dem 13. Jh. und gehört der Stadt Zürich. Er diente bis 1911 als Brandwache und trägt das grösste Uhrenziffernblatt Europas, 8,64 m im Durchmesser – und zwar auf jeder Turmseite.

Neben der Kirche liegt einer der romantischsten Plätze der Stadt, die St. Peterhofstatt. In der Mitte steht eine riesige alte Linde, gesäumt wird er von Häusern, die teilweise noch aus dem Mittelalter stammen. Im "Lavaterhaus" Nr. 6 wohnte der bekannte Philosoph, Schriftsteller und reformierte Pfarrer Johann Caspar Lavater, ein Freund Goethes, der Zürich zu einem geistigen Zentrum gemacht hatte.

Eine Oase der Ruhe ist heute der Zentralhof, Eingang von der Kappelergasse. Früher war hier der Posthof, bis Mitte des 19. Jhs. Zentrum des ostschweizerischen Postkutschenverkehrs. Anstelle der einstigen Pferdetränke plätschert heute ein Springbrunnen in der Mitte, mehrere Lokale laden zur Einkehr.

Frauenbadi

Bereits seit 1837 existierte an der Mauer des Bauschänzli ein "Badhaus für Frauenzimmer", "auf dass sie nicht mehr des Nachts in den laufenden Brunnen badeten". Als in den 1880er Jahren Stadtingenieur Arnold Bürkli das Seeufer in eine Quaianlage mit Schiffanlegestelle umbauen liess, musste auch das Frauenbad einen neuen Platz erhalten. So wurde 1888 am Stadthausquai die neue Jugendstil-Frauenbadeanstalt, ein typisches Laubsägeli-Bad, zunächst als Hygiene-Bad erbaut, in dem eine maximale Badezeit von 20 Min. galt, im 20. Jh. umgewandelt in ein "Wasser-, Luft- und Sonnenbad".

Fraumünster 3

König Ludwig II. stiftete 853 ein Frauenkloster, das bald ein Wohn- und Zufluchtsort adeliger Damen und religiöses Zentrum wurde. Aus der Grablege der beiden Stadtheiligen Felix und Regula im Grossmünster wurden Reliquien nach Fraumünster überführt, und weil das Kloster grosse Ländereien, Zoll-, Markt- und Münzrecht besass, war es nicht nur religiöses Zentrum, sondern auch wirtschaftlich und politisch bedeutsam.

Das heutige Erscheinungsbild hat sich mehrmals verändert: Im 9. Jh. wurde die dreischiffige Säulenbasilika mit Querhaus und drei Apsiden errichtet, die dann im Laufe der Jahrhunderte erweitert und umgebaut wurde. In der Reformation wurden Altäre, Bilder und Schmuck entfernt, in die klösterlichen Einrichtungen zogen städtische Ämter. Im 18. Jh. wurde der Südturm abgerissen und der Nordturm um fast das Doppelte auf 80 m erhöht und Ende des 19. Jhs. mussten die Konventgebäude dem Bau eines neuen Stadthauses weichen. Die Westfassade wurde zur repräsentativen Hauptfront aufgewertet.

Im Inneren ist die Schlichtheit geblieben, so kommen die berühmten Glasfenster besonders zur Wirkung: Der fünfteilige Fensterzyklus im Chor (1970) und die Rosette im südlichen Querschiff sind Meisterwerke von Marc Chagall, das grosse Giacomettifenster "Himmlisches Paradies" im nördlichen Querschiff wurde 1945 eingesetzt.

Bürkliplatz u

Stadtrundgang Zürich