Die vom Parc Régional de la Corse betriebene Schutzhütte hoch oben im Melaghiatal bietet die Möglichkeit, auf der letzten oder ersten Etappe des GR 20 in Richtung Calenzana zu wandern, und von dort über die erste Etappe des Mare e Monti-Weitwanderweges zur Auberge de la Fôret im Cirque de Bonifatu zurückzukehren (Tour 65). Dabei unternimmt man eine ausgiebige Zweitagestour am nördlichen Rand der korsischen Gebirge und erlebt die alpine Natur gleich wie die mediterrane, die sich in Calenzana mit duftenden Macchiengebüschen und zunehmender Wärme immer mehr ankündigt. Wir verlassen die herrlichen Bergweiden rund um die Refuge d’Ortu di u Piobbu 01 in nördlicher Richtung und halten auf die felsigen Hänge zu. Nach einer Abwärtspassage und dem Durchqueren einer Felsschlucht, die mit Erlen, Birken und Ahornen bewachsen ist, wechselt der Pfad in die baumfreien Steilhänge U Fucu und steuert mit leichtem Anstieg auf ein kleines Plateau auf 1540 m zu, von dem ein letzter Blick auf das obere Melaghiatal möglich ist. Bei klarem Wetter rücken auch die Paglia Orba und das Capu Tafunata ins Blickfeld. Dann folgt der Sattel Bocca a u Bassiguellu (1486 m), der das Panorama in Richtung Norden auf die Bucht von Calvi öffnet. Der Pass leitet die Schlüsselstelle dieser Etappe ein, denn es muss ein felsiger Couloir mit etwa 30 Höhenmeter Anstieg bewältigt werden. Hier gilt es auf entgegenkommende Wanderer zu achten, die beim Abstieg kleinere Steine lostreten können. Zu Füßen des Capu Ghiovu 02 beginnt der Abstieg, der uns zunächst in einen Pinienwald leitet. Nach wie vor haben wir es mit einem sehr steinigen Weg zu tun, der Konzentration und Trittsicherheit verlangt. Das Wäldchen endet mit dem Sattel Bocca a u Saltu 03, der es wert ist, eine Pause einzulegen. Wanderer, die aus Calenzana kommen, haben hier den Großteil des Aufstiegs durch schattenloses Gelände hinter sich gebracht, wir in der Gegenrichtung unterwegs, beginnen mit dem Hauptabstieg. Zur Linken breitet sich das Tal des Figarellabaches aus, ein herrlicher Logenplatz hoch über der Landschaft der Balagne mit den Feldern, Weingärten und alten Dörfern. Zu Beginn des Abstiegs begleitet uns Trockenvegetation, vor allem Stauden der Italienischen Strohblume, aber auch Disteln und später Meerzwiebeln. Ab und zu spenden einzelne Pinien etwas Schatten, während sich der Weg in Serpentinen abwärtsschlängelt. Das Baumheidegebüsch nimmt an Höhe zu, während der Weg ein wenig schlüpfrig ist. Nach etwa einer Stunde ab dem Sattel erreichen wir den Felsvorsprung des Arghjova auf 820 m Seehöhe, der einen schönen Blick auf die Bucht von Calvi bietet. Nur etwas unterhalb überquert die Route einen kurzen Abschnitt eines feuchteren Terrains, das aber keine Quelle enthält. Das Trinkwasser sollte also noch nicht verbraucht sein, denn jetzt folgt eine längere Passage, die voll der Sonne ausgesetzt ist und durch Macchiengebüsch führt. Wir halten nach dem Sattel Muravella 04 auf den massiven Felsriegel des Capu di u Ravalente zu, den wir auf der linken Seite umgehen und am Sattel Bocca u Corsu auf die Gabelung 05 des GR 20 mit dem Weitwanderweg Mare e Monti treffen (550 m). Die leichte Anhöhe bietet Blicke auf Calenzana, das schon in greifbarer Nähe aus der mediterranen Landschaft auftaucht. Wer die Tour 65 anschließt, wird diese hier beginnen, oder vielleicht noch die Serpentinen an der Nordseite des Rückens abwärtswandern. Denn dort befindet sich die Quelle Fontaine d’Ortivinti, die erste Wasserversorgung seit der Piobbu-Hütte (500 m). Das letzte Wegstück nach Calenzana verläuft über den breiten, gut ausgetretenen Pfad, der sich mit einigen Steilstellen und Serpentinen ins Balagne-Dörfchen auf 275 m Seehöhe schlängelt. Wir erreichen Calenzana 06 bei der Quelle Funtana di Sant’Antone, bei dem der GR 20 ohne viel Aufsehen endet oder beginnt. Ins Dorfzentrum und zur Bushaltestelle folgen wir den Wegweisern, die uns durch die kleinen Gassen bis zum Hauptplatz mit den Bars und Restaurants führen.