Nevado Vallunaraju (5.686 m)

In den peruanischen Anden der Cordillera Blanca gibt es zwischen den vielen schwierigen Gipfel auch immer wieder Peaks die sehr hoch sind aber doch relativ einfach zu besteigen sind und keine technische Kletterei benötigen.

Die bekanntesten unter diesen Gipfeln dürften der Pisco Nevado (5.752 m) und der Nevado Vallunaraju (5.686 m) sein. Beide Gipfel kann man auch als durchtrainierter Athlet ohne spezialisierte hochalpine oder bergsteigerische Ausbildung besteigen. Der Vallunaraju ist der Hausberg von Huaraz und man kann den Gipfel schon vom zentralen Plaza de Armas im Zentrum von Huaraz aus sehen. Der Pisco Nevado befindet sich etwa 60 Kilometer nördlich von Huaraz. Welchen der beiden genannten Berge man nun besteigen will, liegt primär an den jeweils herrschenden Bedingungen.

In unserem Fall wurde uns von einigen Trekking- und Bergsteigagenturen der Vallunaraju empfohlen. Das Hauptproblem am Nevado Pisco war primär die hohen Schneemassen im oberen Bereich des Berges, sowie eine nur schwer zu überwindende Gletscherspalte auf dem Weg nach oben. Insgesamt wird die Besteigung des Vallunaraju auch etwas einfacher als die Besteigung des Piscos bewertet. Natürlich ist es nicht immer ganz einfach, verlässliche Informationen vom Berg und den dort herrschenden Bedingungen zu bekommen, da die Agenturen primär Touren verkaufen wollen und dann lieber mit verdientem Geld wieder umkehren als kein Geld zu verdienen.

Die besten Informationen kann man wohl in der Casa de Guias erhalten, leider haben diese aber in der Nebensaison nur an einigen Tagen in der Woche geöffnet, sodass wir voll und ganz auf die Infos aus den Agenturen setzen mussten (die lokale Touristeninformation, kann leider kaum Angaben zu aktuellen Bedingungen geben). Für den Vallunaraju planen die Agenturen im Normalfall zwei Tage ein, für den Nevado Pisco sogar drei. Die Unterschiede liegen primär in der längeren Anfahrt von Huaraz aus zum Nevado Pisco. Aus diesem Grund ist der Vallunaraju auch von der Kostenseite etwas günstiger als der Nevado Pisco, da die Agenturen im Normalfall eine Pauschale pro Tag erheben.

In den von den Agenturen organisierten Touren ist im Normalfall alles enthalten, was man für die Besteigung benötigt. Zum einen ein organisierter Transport, zum anderen aber auch der Verleih von Equipment, ein Guide sowie ein Träger und Koch.

Am ersten Tag geht es am Morgen gegen 9 Uhr in Huaraz los. Man trifft sich bei der Agentur und verlädt das Equipment in den Bus. Alle persönlichen Gegenstände, die man benötigt, sind von den jeweiligen Personen zu tragen, gemeinsam benötigtes Equipment (primär das Kochequipment und die Lebensmittel) werden von den Guides und dem Koch getragen. Das eigene Equipment beinhaltet aber dennoch einiges an Gewicht, da Zelt, Isomatten, Schlafsack, etc. jeweils selbst zu tragen sind.

Nach einer etwa 2-stündigen Fahrt mit dem Bus, bzw. Geländewagen gelangt man zum Ausgangspunkt für die Besteigung. Nach dem Ausladen der Ausrüstung und der Verteilung des technischen Equipments wie Sitzgurt, Steigeisen und Eisgeräten geht es los mit der Wanderung zum Basislager. Das Trekking zum Basislager beginnt kurz vor dem Ende der Straße zur Lagune Llaca. Die Wanderung führt rund 500 Meter steil zum Basislager empor und man benötigt zwischen eineinhalb und zwei Stunden für diese Wanderetappe. Dadurch, dass man sich schon in einer Höher von rund 4200 Meter bewegt fallen die einzelnen Bewegungen schon ein wenig schwerer als dies auf der Normalhöhe der Fall ist.

In einer Höhe von 4800 Metern baut man dann sein Zelt in einer Moräne auf. Im Basislager gibt es eine ausreichende Anzahl von Zeltstellplätzen, so dass auch bei einem relativ frequentierten Tag genug Platz für die Gruppe sein sollte. An unserem Tag befanden sich insgesamt rund sechs Aspiranten plus die Köche und Guides im
Basislager, also durchaus ein überschaubarer Haufen.

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Nach der Ankunft im Basislager ist zunächst einmal eine gewisse Ruhephase angesagt, danach kann man an dem naheliegenden Gletscher noch ein wenig Eisklettern. Wir haben die Zeit genutzt und mit unserem Guide das Eisklettern ausprobiert (das Gelände ist relativ moderat). Danach folgten das Abendessen und die Absprachen für den kommenden Tag. Wir haben uns mit unserem Guide besprochen und 1 Uhr in der Nacht als Aufbruchszeit vereinbart, d.h. um 0:30 Uhr ging es aus dem Bett, sodass wir am nächsten Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel stehen konnten.

Am nächsten Morgen ging es also schon sehr früh raus. Bereits um Mitternacht hörte man wie sich die ersten Teams auf den Weg machten. Wie krochen dann schließlich um kurz vor 1 Uhr aus dem Zelt und gingen zum Frühstück, welches aus einem warmen Kokatee und Brötchen bestand. Danach richteten wir uns zügig und gingen schließlich gegen halb zwei los. Das erste Stück verläuft über Moränen und da es in der Nacht ein wenig geschneit hatte, war dies eine extrem rutschige Angelegenheit. Nach etwa 30 Minuten kamen wir dann an den Gletscher und legten die Steigeisen, Gurte und Eispickel an. Von nun an ging es in einer Dreierseilschaft dem Gipfel entgegen. Der Guide ganz vorne, wir hinterher.

Zunächst geht es wellig nach oben, immer wieder wechseln sich steilere Passagen mit flacheren ab, die aber auch notwendig sind um sich von den anstrengenden Passagen gut zu erholen. Langsam aber sicher machen wir die ersten Höhenmeter, auch an das für uns ungewohnte Gehen mit Steigeisen gewöhnen wir uns immer mehr. Ein bis zwei Mal pro Stunde machen wir eine kurze Pause und essen und trinken etwas um die verlorene Energie wie zurückzugewinnen.

Mit steigender Höhe wird es auch immer kälter – hatte man am Anfang des Aufstiegs noch gefroren, so wird es nun eisiger und man überlegt sich, ob man nicht noch die ein oder andere Kleidungsschicht anziehen möchte. Wir kommen relativ gut voran und können sogar Gruppen, die vor uns gestartet sind, einholen. Nach etwa drei Stunden Aufstieg meint unser Guide, dass wir gut vorankommen und nur noch etwa eine Stunde bis zum Gipfel benötigen werden.

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Die letzte Stunde auf dem Weg zum Gipfel hat es aber noch einmal in sich. Bevor es auf den Gipfelgrad geht, muss nochmals eine steile Flanke passiert werden, welche die letzten Kraftreserven kostet. Immer wieder bricht man bis zum Oberschenkel in den tiefen Schnee ein und muss nun erstmals Steigeisen und Eisgerät richtig einsetzen, um vorwärts zu kommen. Nach kurzer Zeit rast schon der Puls und man sehnt sich danach endlich oben anzukommen. Die letzten Meter auf dem Weg zum Vallunaraju sind wieder etwas einfacher, wenn auch noch immer sehr steil.

Um 5:30 Uhr haben wir es dann geschafft und stehen auf dem flachen Gipfel des Vallunarajus. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen und es ist bitterkalt auf dem Plateau. Ab 6 Uhr kriecht die Sonne langsam empor und gibt den Blick frei auf die umliegenden Berg und den Anstieg. Unglaublich schöne Bilder. Als einer der ersten Berge wird der Huascaran von den Strahlen gelbgold beleuchtet.

Nach einer Stunde auf dem Gipfel brechen wir wieder Richtung Basislager auf. Dieses Mal in umgekehrter Reihenfolge. Wir vorne und der Guide ganz hinten der Seilschaft. Wir benötigen knapp zwie Stunden zum Ausstieg auf dem Gletscher. Der Abstieg ist beeindruckend – man geht nun an sehenswerten Schnee- und Eisskulpturen vorbei, an denen man in der Dunkelheit noch ohne größere Blicke vorbeigestiegen ist. Extrem müde kommen wir gegen 9:00 Uhr im Basislager an. Nach einen warmen Suppe verabschieden wir uns zunächst einmal für etwa eine Stunde in unser Zelt, um ein wenig zu entspannen. Gegen 11 Uhr stehen dann der Abbau des Basislagers und der Abstieg zum Transport an. Es fällt extrem schwer, sich bei diesem Weg auf den Beinen zu halten.

Unser Fazit

Aus unserer Sicht stellt der Vallunaraju technisch wirklich keine besonderen Herausforderungen dar. Man sollte aber beachten, dass man eine sehr gute Kondition und eine Akklimatisierung für den Berg benötigt. Zur Akklimatisierung haben wir den Santa Cruz Trek gewählt, dieser viertägige Trekkingtrip ist ideal um sich an die Höhe der Anden zu gewöhnen.

 

Text: M. Zeilinger/being-vertical.de

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