Insel der Schönheit: Der gebirgsreiche Norden Korsikas

Korsika ist von allen Inseln im Mittelmeer die gebirgigste Insel – vor allem der korsische Norden ist ein wahres Wanderparadies.

Die Griechen nannten sie Kalliste – Insel der Schönheit. „Gebirge im Meer“ und „Insel der Gegensätze“ sind zwei weitere Versuche, diese landschaftlich und kulturell so vielschichtige Insel zu beschreiben. In den drei Sommermonaten sind fast ebenso viele Urlauber wie Einheimische auf Korsika, doch wer ins Hinterland fährt, findet auch dann noch Ruhe und Einsamkeit.

Der Norden bietet Strandurlaubern und Wanderern viele attraktive Ziele. Einer der Höhepunkte ist sicher das markante Cap Corse, das man auf der Küstenstraße oder besser noch auf einer Wanderung entlang der Nordspitze erkunden sollte. Zu den Hauptsehenswürdigkeiten des Nordens zählt die Calanche de Piana, ein Paradies für Fotografen, die hier im Licht der untergehenden Sonne spektakuläre Fotomotive finden.

Abwechslungsreich ist die Bahnfahrt von Calvi oder Bastia nach Corte und weiter durch die eindrucksvolle Bergwelt Korsikas nach Ajaccio. Unterwegs erhält man einen guten Eindruck vom Hochgebirge, das das Rückgrat der Insel bildet.

Korsika ist eine Welt für sich, die auf kleinstem Raum eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften und Klimazonen vereint: Nach einer Wanderung durch die alpine Hochgebirgslandschaft mit herrlichen Bergseen und aussichtsreichen Gipfeln ist man in kurzer Zeit nach einer Fahrt durch eindrucksvolle Schluchten am Meer und kann sich im kristallklaren und im Sommer angenehm warmen Wasser abkühlen.

Die über tausend Kilometer lange Küstenlinie bietet endlos lange Sandstrände, aber auch einsame Buchten mit Kies- und Felsstränden (die teilweise nur vom Wasser aus zu erreichen sind), rote Porphyr- und strahlend weiße Kalkfelsen, steile Felsklippen, bizarre Tafoni und vogelreiche Lagunenseen. Und dann locken noch die Halbwüste Desert des Agriates, die Kastanienwälder der Castagnicca und die im Frühjahr betörend duftende Macchia.

Neben den vielen malerischen Hafenorten gibt es im Hinterland noch einige sehr ursprüngliche Bergdörfer, in denen sich seit Jahrhunderten scheinbar kaum etwas verändert hat.

Cap Corse: Die fingerförmige markante Halbinsel Cap Corse im Norden ist vierzig Kilometer lang und durchschnittlich zehn Kilometer breit, höchste Erhebung ist der 1.307 Meter hohe Monte Stella. An der Westseite ragt der Gebirgskamm teilweise sehr steil aus dem Meer. Das Nordende Korsikas ist über eine kehrenreiche, 130 Kilometer lange Küstenstraße erschlossen, für die man sich rund einen Tag Zeit nehmen sollte, um in der einen oder anderen Bucht zu baden und Sehenswürdigkeiten wie etwa die zahlreichen genuesischen Wachtürme zu besichtigen, die sich entlang der Küste ziehen. In der vergleichsweise untouristischen Region gibt es noch sehr ursprüngliche Dörfer. Für die Mittagspause bieten sich je nach Fahrtrichtung das Künstlerstädtchen Erbalunga (kleiner, malerischer Hafen, genuesischer Wachturm), Nonza (mittelalterliches Ortsbild, Festung, genuesischer Wachturm) oder der hübsche Hafenort Centuri-Port an. Viele der prunkvollen Paläste, auf die man unterwegs stößt, wurden im 18. und  19. Jh. von zurückgekehrten Auswanderern gebaut, die es in Übersee mit Kaffee und Zuckerrohr zu Wohlstand gebracht hatten. Wer stimmungsvolle Sonnenauf- und -untergänge liebt, hat hier die Gelegenheit, beides an einem Tag zu erleben.

Nebbio und Patrimonio-Tal: Als Nebbio wird die fruchtbare Region zwischen dem Cap Corse und der Agriates bezeichnet. Hier prägen Weinbau und Olivenhaine das Landschaftsbild, überall sieht man Rinderherden. Zentrum des Nebbio ist die Hafenstadt Saint-Florent. Als Conca d’Oro – goldene Muschel – wird das Nebbio auch bezeichnet: Ausgehend von Saint-Florent steigt das Hügelland terrassenförmig an. Auf einer rund fünfzig Kilometer langen Rundfahrt lohnt sich der Halt in den traditionellen Bergdörfern Santo Pietro di Tenda, Pieve, Murato, Olmeta-di-Tuda und Oletta. Zu den kunsthistorischen Schätzen auf dieser Fahrt zählt die romanische Kirche Église de San Michele de Murato am Südrand des Nebbio. Sie wurde Mitte des 12. Jhs. im romanischen Stil errichtet und hat eine Fassade aus grünem Serpentin und weißem Kalkstein. Sehenswert sind auch die Menhirstatue „U Nativu“ in Patrimonio (900–800 v. Chr.) und drei weitere Statuen in Piève (um 1000 v. Chr.). Das Patrimonio-Tal ist seit der Römerzeit Korsikas bekanntestes Weinbaugebiet, die Genueser forcierten den Anbau während ihrer Herrschaftszeit. Die korsischen Winzer produzieren vor allem Rotweine und Rosés. Balagne Was einst für die Genueser die Agriates war, ist für das heutige Korsika die Balagne: Eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Region, in der sich Zitrusplantagen mit Olivenhainen, Kastanienwäldern und Weinbergen abwechseln. Die Landwirtschaftsprodukte (Zitrusfrüchte, Olivenöl, Rotwein) aus der Balagne genießen einen guten Ruf. Im Süden geht die Hügellandschaft in das Massiv des Monte Cinto über. Touristisch ist die Balagne dank ihrer schönen Strände bei Calvi, Algajola und Île Rousse ein beliebtes Urlaubsgebiet. Lohnenswert ist die Fahrt zu den kunsthistorisch interessanten Klöstern von Marcasso, Corbara und Tuani.

Golfe de Porto und La Scandola: Die UNESCO erklärte 1983 einen der schönsten Küstenabschnitte der Insel zum Weltnaturerbe. Das Schutzgebiet umfasst die Calanche de Piana, den Golfe de Girolata und die Réserve Naturelle de Scandola. Grund für die Unterschutzstellung war u. a. die für den Mittelmeerraum hier beispielhaft auftretende Macchia. Der Golf ist u. a. Lebensraum für Silbermöven, Kormorane und Fischadler. Aus dem glasklaren türkisfarbenen Wasser ragen einzelne Felstürme und Inselchen hervor, entlang der Steilküste finden sich unzugängliche Höhlen und Grotten und bis zu 900 Meter hohe, blutrote Porphyrklippen. Das Schutzgebiet besteht aus zwei Teilen, der Halbinsel Scandola und der nördlich davon gelegenen Bucht Anse d’Elpa Nera. Eine viel zu kurze Panoramastraße verbindet Porto und Piana, von wo aus man zum Capo Ross und dem Tour de Turghio wandern sollte (insgesamt. 3:30 Std.) Die Halbinsel La Scandola erreicht man vom Land aus nur im Rahmen einer Wanderung, die am Col de la Croix an der Küstenstraße zwischen Porto und Calvi beginnt (4:30 Std.). Der Weg führt durch die mit Macchia bestandene Küstenlandschaft, unterwegs hat man das Ziel mit den roten Felsen stets im Blick. Der Wanderweg endet im Fischerort Girolata, in den keine Fahrstraßen führen.

Parc Naturel Régional de la Corse: Rund vierzig Prozent Korsikas liegen im Regionalen Naturpark (korsisch: Parcu di Corsica), das entspricht einer Fläche von 350.000 Hektar. Zu den geografischen Sehenswürdigkeiten zählen unter anderem der Forêt de L’Ospédale, der Forêt de Bavella, der Forêt de Valdu-Niellu, der Lac de Nino, die Calanche de Piana und die Schluchten der Restonica. Fischadler, Steinadler, Papageientaucher, Bartgeier, Kormorane sind hier ebenso beheimatet wie Mufflons. Der Park schützt die typischen Pflanzengattungen der Macchia, aber auch die oberhalb von 1500 m wachsenden Korsischen Schwarzkiefern.

Plaine Oriental: Die einzige nennenswerte Ebene des „Gebirges im Meer“ ist die etwa siebzig Kilometer lange Plaine Oriental zwischen Bastia im Norden und Aléria im Süden. Die Region an sich ist touristisch eher uninteressant, denn weite Teile werden landwirtschaftlich genutzt. Einen Besuch lohnen aber die Lagunen Étang de Diane und Étang d’Urbino nördlich beziehungsweise südlich von Aléria, wo man Austern züchtet sowie der Étang de Biguglia.

Der knapp elf Kilometer lange und bis zu  zweieinhalb Kilometer breite Lagunensee Étang de Biguglia ist maximal eineinhalb Meter. Fünf Flüsse speisen den Brackwassersee, der ein wichtiger Lebensraum für rund 120 verschiedene Vogelarten ist, darunter 19 nistende Arten und 53 Arten, die hier überwintern. Wer Glück hat, wird vielleicht auch eine Sumpfschildkröte sehen. Ein schmaler, mit Kiefern bewachsener Streifen Sand, auf dem einige Ferienanlagen stehen, trennt den Lagunensee vom offenen Meer. Er markiert den Ostrand der Marana, ein ausgedehntes Schwemmlandgebiet zwischen Bastia im Norden und Anghione im Süden. Die Gemeinde Borge bietet im Sommer Gratisführungen in der Lagune an. Das Feuchtgebiet war früher deutlich größer, Mitte des 20. Jhs. wurden jedoch weite Teile der malariaverseuchten Sümpfe trockengelegt. Das Neuland wurde zur Anpflanzung von Zitrusbäumen und Avocados genutzt. Ganz im Norden beherbergt ein kleines Fort (Fortin) das Ecomusée du Fortin, das über die Ökologie des Lagunensees, Zugvögel, Flora und Fauna sowie über die Hydrologie informiert.

Castagniccia: Die Castagniccia ist ein Gebiet an der Ostküste, in dem 15.000 Hektar mit Edelkastanienwäldern bedeckt sind. Die Genueser förderten im 13. Jh. den Anbau des „Brotbaumes“ und rodeten dafür die standorttypischen Stein- und Flaumeichenwälder. Das Kastanienmehl half, immer wieder aufflammende Hungersnöte zu lindern. Barockkirchen mit wertvoller Innenausstattung wie die Église Saint-Pierre et Saint Paul in Piedicroce, die Église Saint-Jean Baptiste in La Porta (mit einem fünfstöckigen Glockenturm), die farbigen Malereien in der Dorfkirche von Carchetu, Piazzole und Campana zeugen davon, dass man es hier zu einigem Wohlstand gebracht hatte. Typisch für die Region sind die Kastanien-Selven, umfriedete Kastanienhaine, von denen heute viele verwildert sind.

Zentralkorsika: Vor allem für Naturliebhaber und Wanderer ist Zentralkorsika ein lohnenswertes Ziel. Hier finden sie nicht nur alpine Berglandschaften mit attraktiven Gipfeln, sondern auch spektakuläre Täler, tiefe Schluchten, von Gletschern geschaffene Bergseen und kristallklare Bergflüsse. Zu den eindrucksvollen Bergtälern gehört auch das Vallée d’Asco, das nach  dreiunddreißig Kilometer am Hauptkamm endet. Bei der Fahrt durch das Tal durchquert man die schmale, zehn Kilometer lange Gorges de l’Asco. Durch dunkle Schwarzkiefernwälder, in denen Mufflons leben, führt der Weg nach Asco. Von hier aus lässt sich der Monte Cinto im Rahmen einer Tagestour besteigen.  Das Niolo, zu dem das obere Tal des Golo ab der rund zwanzig Kilometer langen Schlucht Scala di Santa Regina (schöne Tafoni-Felsen) sowie die umliegenden Berge gehören, wird im Norden vom Massiv des Monte Cinto und im Süden vom Vallée du Tavignano begrenzt. Im Sommer ist das Niolo ein wichtiges Weidegebiet. Noch zwei weitere Bergtäler ziehen sich vom Hauptkamm Richtung Corte: das Vallée du Tavignano und das Vallée de la Restonica. Die Gorge du Tavignano ist die tiefste und spektakulärste Schlucht der Insel, durch die ein berühmter, in Corte beginnender zweitägiger Wanderweg führt.

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